Wird von der Leyen Nato-Generalsekretärin?
Gipfelkrach bei der Nato. Trump fordert von Europa, endlich mehr zu zahlen. Und auch eine Personalie wird heiß diskutiert. Wer wird nächster Nato-Generalsekretär? Das könnte erstmals eine Frau sein - und dann auch noch eine Deutsche.

Zum Nato-Gipfel dieser Woche braut sich High-Noon-Stimmung zusammen. US-Präsident Donald Trump attackiert schon vor dem Showdown in Brüssel die Bündnispartner in Cowboy-Manier. Vor johlenden Anhängern eines Wahlkampfauftritts in Great Falls feuert er aus seinem rhetorischen Colt: "Ich werde der Nato sagen, ihr müsst eure Rechnungen bezahlen!" Auf Twitter schießt er hinterher: "Die Vereinigten Staaten geben viel mehr für die Nato aus als jedes andere Land. Das ist weder fair, noch ist es akzeptabel." Konkret nimmt Trump die deutsche Bundeskanzlerin ins Visier: "Weißt du, Angela, (...) wir beschützen euch, und was bekommen wir eigentlich dafür, dass wir euch beschützen? (…) Und dann gehen sie raus und machen einen Gas-Deal, Öl und Gas von Russland, wo sie Milliarden über Milliarden Dollar an Russland zahlen. Sie wollen vor Russland beschützt werden - und trotzdem zahlen sie Russland Milliarden Dollar. Und wir sind die Trottel, die für die ganze Sache bezahlen." Das klingt nach Ungemach, großem Ungemach, und nicht wenige in Brüssel fürchten, Trump werde nach dem G7-Gipfel nun auch die Verteidigungsallianz erschüttern. Die Regierungen in Washington und Berlin streiten bereits seit Monaten über die Höhe der Verteidigungsausgaben und nun droht der Eklat. Die Amerikaner werfen Deutschland vor, als größter EU-Staat nur gut ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung aufzuwenden, während dieser Wert für die USA bei vier Prozent liege. Schon vor Trump fühlten die Vereinigten Staaten sich von Nato-Partnern ausgenutzt. Barack Obama hatte darum auf dem Nato-Gipfel in Wales 2014 die Selbstverpflichtung auf ein Zwei-Prozent-Ziel durchgesetzt. Doch nur wenige Verbündete in Europa haben dieses Ziel bislang erreicht, vor allem Deutschland nicht. Mit großer Mühe und unter lautstarkem Protest der SPD hat sich die Große Koalition in Berlin darauf verständigt, für 2019 den Wehretat um rund vier Milliarden auf 42,9 Milliarden Euro zu erhöhen. Die Nato-Quote steigt damit aber nur einen Hauch auf 1,31 Prozent. Trump reicht das nicht ansatzweise. Der Bundeswehr aber auch nicht. Dort wird das Murren ebenfalls lauter. Verteidigungs-Staatssekretär Peter Tauber kritisiert die Mini-Aufstockung der Ausgaben für die Truppe in der Finanzplanung als völlig unzureichend. "Die Steigerungen in den Jahren 2020 bis 2022 entsprechen nicht den Bedarfen der Bundeswehr", schreibt Tauber in einem Brandbrief an den Verteidigungsausschuss im Bundestag. Dies gelte besonders, da die Erhöhungen "in erster Linie nur die Ausgabensteigerungen durch die Tarif- und Besoldungsrunde 2018 ausgleichen und mithin zu geringem Substanzgewinn führen". Damit kommt die Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen in eine unangenehme Zwickmühle. In Berlin kämpft sie gegen eine widerborstige SPD um mehr Geld und darf sich wahlweise als "Flinten-, Rüstungs- oder Panzer-Uschi" beschimpfen lassen. In Washington und Brüssel wiederum muss sie für Deutschlands vermeintlichen Verteidigungsgeiz den Kopf hinhalten. Das allerdings macht sie geschickt, verweist auf die vielen deutschen Bundeswehrmissionen und Sonderzahlungen in Krisenregionen und an die Nato. Vor allem aber ist es von der Leyen gelungen, eine stabile Vertrauensbrücke ins Pentagon zu bauen. Zielsicher hat sie zu US-Verteidigungsminister James Mattis einen engen Draht gefunden. Beim jüngsten Washingtonbesuch bescheinigte ihr der Ex-General zur Verblüffung der Washingtoner Szene, die Deutschen seien auf dem richtigen Weg. Mattis und von der Leyen gelingt das, was Trump und Merkel bislang nicht schaffen - einen partnerschaftlichen Weg zu bahnen.