Der Irrtum der Linken
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Da die Linke spätestens unter Merkel ihres politischen Widerparts beraubt war, wurde sie uferlos und orientierungslos. Das ist die späte und vergiftete Frucht, die aus dem Gysischen „Kampf gegen rechts“ erwuchs, zugespitzt formuliert: „Ohne links kein rechts“.

gut anhand eines Beitrags, den Oskar Lafontaine in The European“ veröffentlicht hat. Darin nimmt er am 16.9.2016 unter der Überschirft „Der Irrtum des Alexander Gauland“ die AfD und deren angeblichen Chef-Ideologen Dr. Alexander Gauland ins Visier, liegt aber in seiner Analyse kräftig daneben. Gleich zu Beginn ein uralter Trick, der allerdings so durchsichtig sein dürfte, dass er wohl nur noch selten verfängt: Gauland wird von Lafontaine zunächst korrekt zitiert mit: „... wir stehen in klarer Systemopposition zu der Grundausrichtung der gegenwärtigen Politik.“ Dann behauptet Lafontaine, der Satz stimme „hinten und vorne nicht“ und begründet dies mit: „Unter Systemopposition versteht die Linke ...“, um kurz darauf messerscharf zu urteilen: „Von einer solchen Systemopposition ist die AfD meilenweit entfernt.“ Weil Lafontaine also Gauland nach Kriterien der Linken beurteilt (!), kommt heraus was herauskommen soll. Das ist süß, man hat fast Mitleid mit den Genossen. Hier kommt die große und nicht unbegründete Angst der Linken zum Vorschein, die Deutungshoheit über das zu verlieren, was „Systemoppostition“ ist beziehungsweise sein darf. Die Linke ist damit konfrontiert, dass mit der AfD urplötzlich Systemopposition aus konservativ-bürgerlichen Kreisen kommt, von „rechts“ also, ups. Und weil gerade das so weh tut, versucht Lafontaine was Linke schon immer am besten konnten, er versucht zu verbieten, frei nach dem Motto, dass nicht sein kann was nicht sein darf. Heraus kommt ein trotzig-falsches: „Was Systemopposition ist, definieren immer noch die Linken!“