Liebe Greta, Du warst eine Göttin für mich
Greta Thunberg stellt sich gegen Israel. Sie verrät damit Ihre Klimabewegung. Chefredakteur Oliver Stock schreibt Ihr einen Brief.

Und jetzt bist Du es nicht mehr und deswegen schreibe ich Dir. Als Du auf der Bildfläche aufgetaucht bist, spätestens bei Deinem Auftritt vor all diesen Big-Bosses in Davos, da fand ich Dich mutig, authentisch, erschütternd. Und da ich immer einen Faible dafür habe, Menschen ein bisschen zu überhöhen, weiß ich noch, wie ich zu Hause bei Tisch an die Familie die Frage stellte, ob nicht, wenn eine neue Heilige geboren würde, die so aussehen müsste und sich so benehmen müsste wie Du. Und ob wir nicht gerade völlig verpennen, dass da eine fast religiöse Bewegung entsteht. Ja, so hoch habe ich Dich damals gehoben, obwohl ich ahnte, dass auch Du Dir mit allerlei Werkzeugen des Marketings Deine Stellung erobert hast. Aber das machen andere Heilige ja auch.
Doch nun läufst Du mit Palästinensertuch um den Hals mit 85.000 Menschen in Amsterdam herum, die Stimmung gegen Israel machen. Du gibst das Mikrofon an Sara Rachdan (ebenfalls im Palästinensertuch), die behauptet, Israel begehe „in meinem Land einen Völkermord“. Rachdan ist bekannt dafür, dass sie die Angriffe der Hamas auf israelische Zivilisten feiert, Terroristen bewundert und den Holocaust verharmlost. Viele Teilnehmer der Demonstration reagieren empört, ein Mann springt auf die Bühne und ruft ins Mikro: „Ich bin für eine Klimademonstration hier her gekommen, nicht, um politische Ansichten zu hören.“ Du skandierst darauf: „No climate justice on occupied land.“ Ich mag das Skandieren nicht. Skandierende sind mehr Mitläufer als Selbstdenker.
Jetzt bin ich enttäuscht. Nicht weil Du nicht göttinnengleich bist, das ahnte ich schon. Sondern weil Du für die, die Du vom Klimaschutz überzeugen willst, kein Vorbild mehr bist. Du hast Dein Terrain verlassen und bist aufs politische Eis getreten. Da schlitterst Du jetzt haltlos herum. Und das passt so gar nicht zu der Frau mit dem unerschütterlichen Willen, diesen Planeten ein bisschen besser zu machen. Stattdessen landest Du jetzt in einer Schublade, auf die die, die es schon immer wussten, „linker Antisemiten“ draufschreiben und eine direkte Linie von Marx über DDR, RAF und DKP bis zu Fridays for Future ziehen. Ich glaube eigentlich gar nicht, dass Du in diese Schublade gehörst. Wenn Du aber skandierst, statt diskutierst, bist Du unweigerlich da drin.
Greta, das ist Mist. Du hast eine Verantwortung. Du hast 15 Millionen Follower bei Instagram, Dein „Free-Palestine-Foto ist auf „X“ 25 Millionen Mal aufgepoppt. Du säst Hass, wo es Frieden braucht. Das wäre fürs Klima gut, aber vor allem für die Menschen. Und die hast bei all dem inzwischen vergessen.