Eine unheilige Allianz
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Geheimdienste und Privatwirtschaft sitzen allzu oft im gleichen Boot: Die einen werfen die Netze aus, die anderen füllen sie fleißig mit personenbezogenen Daten.

Eine der überraschendsten Enthüllungen der letzten Tage – und es gab einiges zu enthüllen, seitdem „Guardian“ und „Washington Post“ Zugriff auf Geheimdokumente des US-Sicherheitsdienstes NSA erhalten hatten – ist sicherlich der Grad der Zusammenarbeit zwischen Geheimdiensten und privaten Firmen. Die einen werfen die Netze aus, die anderen füllen sie fleißig mit personenbezogenen Daten. Es ist verlockend, verschiedene Formen des Datensammelns voneinander zu trennen, um sie dann gegeneinander abzuwiegen. Wir sagen dann beispielsweise, dass die Betreiber sozialer Netzwerke immerhin durch den Nutzer ermächtigt werden, Daten über die Person und die Bewegungen derselben im Netz zu sammeln und dass es ja jedem Einzelnen freistehe, die entsprechenden Nutzungsbedingungen nicht zu akzeptieren. Oder wir drehen den Spieß herum und stellen fest, dass nur die Geheimdienste ein Zugriffsrecht auf Privatdaten haben sollten, vor allem wenn es dem Kampf gegen den Terrorismus dient, da einerseits der unbescholtene Bürger nichts zu fürchten habe und andererseits für die entsprechenden Kontrollmechanismen gesorgt sei. Selten wird allerdings darüber gesprochen, welche Auswirkungen das Zusammenspiel dieser doch sehr verschiedenen Akteure auf unsere Privatsphäre hat. Eine Konsequenz der Enthüllungen der vergangenen Woche ist, dass sich solche Diskussionen jetzt führen lassen, ohne dabei ins Verschwörungstheoretische abzudriften. Schon am vergangenen Donnerstag "schrieb Ron Fournier":http://www.nationaljournal.com/politics/welcome-to-the-bush-obama-white-house-they-re-spying-on-us-20130606, Chefredakteur des „National Journal“, dass uns das vergangene Jahrzehnt in Erinnerung bleiben werde als die „Zeit eines nie zuvor da gewesenen Angriffs auf die Bürgerrechte und einer Missachtung des Transparenzgebots. Im Kontext des Kriegs gegen eine Taktik – den Terrorismus – und seiner Schattenseiten hat die Wahl von 2008 wenig verändert.“ Was Fournier nicht erwähnt hat, ist der Grad, zu dem die Privatsphäre in den USA nicht nur aus Washington, sondern auch von der anderen Seite des Landes untergraben wird: aus dem Silicon Valley.