Er kann es nicht
Mit großen Erwartungen hat Christian Wulff das Amt des Bundespräsidenten angetreten. Trotz eines verheißungsvollen Starts ist die bisherige Bilanz ernüchternd. Er könnte als Fehlbesetzung in die Geschichte eingehen.

Seit knapp 70 Tagen ist Christian Wulff Bundespräsident. Die Schonfrist, die 100 Tage währt, ist nicht abgelaufen. Auch dann wäre es zu früh, ein endgültiges Urteil zu fällen. Der bisherige Eindruck aber ist: Er kann es nicht. Christian Wulff ist keine Idealbesetzung. Wodurch trat er bisher hervor? Die Antrittsrede am 2. Juli gab zu Hoffnungen Anlass. Da sprach einer, schnörkellos und direkt, dem die "bunte Republik" ein Herzensanliegen schien. Wulff prunkte nicht durch sprachliche Eleganz oder komplizierte Gedankengänge, aber durch die feste Absicht, als ehrbarer Makler zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen vermitteln zu wollen: "Wenn wir nicht mehr danach suchen, was wir einander voraushaben, sondern was wir voneinander lernen können, dann wird Neues, Gutes entstehen, zum Beispiel aus urdeutscher Disziplin und türkischem Dribbling, aus preußischem Pflichtgefühl und angelsächsischer Nonchalance, aus schwäbischer Gründlichkeit und italienischer Lebensart."