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> Neues aus dem Archipel Prekariat

Volksseuche Kevinismus

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Unser Kolumnist beobachtet, wie trotz aller Warnungen täglich deutsche Kinder kaputt getauft werden. Der „Kevinismus“ ist Volksseuche, obwohl wir doch mittlerweile alle wissen, wohin ein solcher Name zu führen vermag. Eine Krankheit, die nun auch auf die Ahmeds und Cems dieser Republik übergesprungen ist.

The European

HÖREN SIE, wieso hört denn niemand zu? Nach all den gut meinenden Reportagen zum grassierenden "Kevinismus“, den aufschlussreichen, zur Einsicht mahnenden und mit bunten, selbst für das Gschwerl verständlichen Grafiken der ZEIT, die das Archipel Prekariat aufschlüsseln, benennen die Leute ihre Bälger immer noch, als wären sie ein Schoßhündchen von Fräulein Hilton. Diese Kinder der sogenannten bildungsfernen Schichten werden regelrecht kaputt getauft und von dem grauenvollen Geschmack ihrer Eltern gebrandmarkt. Sollte nicht das Jugendamt eingeschaltet werden, wenn einer mit dem Vorhaben vor das Standesamt tritt, sein Kind auf verantwortungslose Weise mit Schimpfnamen wie Jacqueline, Brian-Bono oder Suzannah-Lea lebenslang zu zeichnen? Ist es nicht Pflicht der Gerichte, dieses Elternpack per Eilverfügung zu einem zukunftsweisenden "Friedrich“ oder "Marie-Therese“ zu zwingen? Muss denn erst eine voll krasse Dokusoap im RTL-Nachmittagsprogramm platziert werden, bis es in die Prekariatsgehirne Einlass findet, dass alles andere pfui ist?

Der Namensfluch
Aber wie soll es auch anders werden, wenn die Vorbilder dieser Menschen mit dem allerschlimmsten Vorbild in den sozialen Abgrund voraneilen? Oliver Pocher und Sandy Meyer-Wölden zum Beispiel, das Traumpaar der Fußballerstammtische, die ihrer gemeinsamen Brut den Namen „Nayla Alessandra“ gegeben haben. Gleich mehrere Studien belegen, dass die Modenamen der Vorstädte "Kevin“ und "Mandy“ vom Lehrpersonal automatisch bildungsfernen Unterschichten, wie es heißt, zugeordnet werden. Der einzige Ort, an den diese Kinder schneller kommen als andere, sind schließlich Haupt- oder Sonderschulen. Das Beste, das man über die Namenswahl von "Nayla Alessandra“ sagen kann, ist, dass die Eltern sich als unkonventionell und irgendwie mutig wähnen dürfen. Das könnten aber auch jene, die etwa ihre Söhne im Jahre 1968 in heidnischen Riten am Sonnwendfeuer "Adolf“ oder "Heidrune“ getauft haben, für sich beanspruchen. Als jemand, der in hohem Maße volksnah verfährt, also mit Regionalbahnen durch Provinzregionen wie Brandenburg, Südostbayern, das Frankenland oder Tirol tuckert, kenne ich auch die neuesten Gepflogenheiten des stilbewussten, jugendlichen Plebejers. Er lässt sich auf den Unterarm in einer Schrift, wie man sie von Rapper-Booklets kennt, also sehr verschnörkelt, Namen und Geburtsdatum seiner Brut tätowieren. Da steht dann etwa: Justin, 1. Mai 2008. Oder: Cindy, 11. September 2010. Und zwar unterarminnenseitenfüllend. Denkt er daran, dass das Kind einmal, wenn es jenseits von Berufschancen erwachsen geworden ist, vor ihm sitzt und anklagend auf den dann verrunzelten Unterarm gaffen wird?
Maximilian Özil? Geht nicht
Eine andere Studie zum Thema kommt nun mit wirklich empörenden Ergebnissen, denn die Intoleranz der Höllenhunde zu Bildung und Oberschicht weitet sich inzwischen auch auf alle kleinen Ahmeds und Cems aus – auf die Ayshes und Dunjas sowieso. Was natürlich besonders diskriminierend ist, weil man weiß, dass Cem prinzipiell das Zeug hat, etwa Bundesvorsitzender einer großen Partei zu werden, und Dunja mühelos und akzentfrei das Morgenmagazin im ZDF moderiert. Deshalb ist der deutsche Arbeitgeber angehalten, die ihm eingesandten Bewerbungsunterlagen mit der Blindheit von Justitia zu betrachten. Und der Berliner Senat hat sich sogar vorgenommen, die türkischen, persischen oder woher auch immer stammenden Bewerber positiv zu diskriminieren, das heißt, den Bewerber Kasupke aus Reinickendorf, ob er nun Hans-Georg oder Adrian-Samuel heißt, vorzuziehen. Das ist natürlich zu begrüßen, es ist der Migrantenmutter schließlich keinesfalls zuzumuten, ihre Kindlein als "Friiiiiedrich“ oder "Luiiiiise“ zum Mittags-Lahmacun zu rufen. Wie würde sich das auch anhören? Maximilian Özil. Charlotte Kekilli. Hermann Öger. Das geht ja nicht. Wenn wir schon bei Umfragen sind: Eine ganz andere sollte den elitären Mamas und Papas zu denken geben. Denn die Zukunftsforscher warnen bereits davor, dass in einigen Jahren die Lage in Deutschland kippen könnte. Wo die heute als bildungsferne Schichten und Migrantenklientel Gebrandmarkten bestimmen, wo es lang geht im Land. Und dann sitzen die Kinder, die so heißen, als würden sie aus einem Stück von Goethe oder der preußischen Thronfolge stammen, zusammen auf den harten Bänken der Arbeitsämter und betteln um Hartz IV. Aber die Sachbearbeiterin mit dem schönen Namen Peggy-Leah hört dann einfach nicht.
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