Englands Angela Merkel
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Großbritannien sucht einen neuen Premier. Die Innenministerin hat sich als alleinige Kandidatin der Tories durchgesetzt. Mit ihr bekommt London ein Duplikat der deutschen Bundeskanzlerin. Ist das gut oder schlecht?

Immer wenn England in schwerer Not taumelt, dann kommt eine Frau von historischem Format daher und richtet das Königreich wieder auf. Nach den Revolutionswirren befriedete Maria II. das geschundene Land, nach den Frankreich- und Glaubenskriegen führte Elizabeth I. eine stolze Seefahrernation hinaus zu Ruhm und Kolonien, aus den Kämpfen der industriellen Revolution formte Königin Victoria eine Weltmacht, und nach der Depression der siebziger Jahre überwand Großbritannien unter Premierministerin Margaret Thatcher den Niedergangskomplex. Jetzt könnte es in London wieder so weit sein. Der Brexit lässt das Königreich taumeln, Schottland steuert auf ein zweites Unabhängigkeits-Referendum zu und die Financial Times diagnostiziert "die schwerste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg". Es wird also mehr als ein Premier gesucht, eher ein Retter, der das Land zwar aus der EU, aber nicht hinein in Spaltung und Isolation führt.