Der Gehorsam der Jesuiten
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Der Jesuitenorden war einmal die verschworene Truppe des Papstes. Heute begreift er sich als Speerspitze des Kirchenumbaus. Ein Impulspapier spricht Klartext.

Im Theaterstück „Sieben Türen“ von Botho Strauß kann sich ein wohnungssuchender Großstadtbewohner nicht darüber beruhigen, dass es so etwas geben soll, „ein Haus im Haus“. Der damals neue architektonische Schrei war bis zu seinen Ohren nicht vorgedrungen. Immer wieder ruft der Mann ungläubig aus: „Ein Haus im Haus? Ein Haus im Haus?“ Das Wundern über diese besondere Konstruktion will uns 2011 nicht gelingen – solche Kostbarkeiten finden sich dutzendfach auf jeder Immobilienanzeigenseite. Auch der Deutschen liebstes Streitobjekt, die Kirche, hat sich zu einem Haus im Haus entwickelt. Da stehen die alten Fassaden und Ehrfurcht gebietende Dachfirste und sorgsam verzierte Fenstersimse noch, die auf eine stolze, traditionsbewusste Katholizität deuten. Im Innern aber wächst und wuchert ein anderes, ein neukatholisches, nationalkirchliches Glaubenshaus. Es hat nur den Namen mit der weltweiten katholischen Kirche gemein.