Was ich mache, wenn ich tot bin?
An ein Leben nach dem Tod und eine Wiedergeburt glaubt Berufslustikus Karl Dall nicht. Aber man kann ja mal darüber plaudern, warum es keine Ideallösung für den eigenen Tod gibt. Darüber, was er macht, wenn er tot ist. Und warum er „Bock!“ hat.

Der Tod …? Tja, der Tod ist allgegenwärtig. Mit meinen 75 Jahren hab ich ja jeden Tag damit zu tun. Zum Beispiel: Ich hatte im Osten gerade zwei Tournee-Abende. Und die essen hier vorher immer irgendwelche Schlachtplatten noch aus der Ulbricht-Zeit – wahrscheinlich so ne Art Henkersmahlzeit. Wenn ich dann auf die Bühne komme und die schon leicht angesoffen und vollgefressen sind, sehe ich ab und zu mal zwei leere Stühle. Und dann frag ich schon manchmal: „Oh, haben die sich schon verabschiedet?“ Brüller! Dann suche ich mir im Publikum immer jemanden, der älter ist als ich. Den finde ich auch meistens, weil die Alten ja noch zu der Generation gehören, die sich meine Eintrittspreise leisten können. Dann kommt immer ein Pressefotograf, den ich bitte, das Bild doch bald zu veröffentlichen, damit sich das Thema nicht überholt hat. Wenn es nicht das eigene Ableben ist, auf das man angesprochen wird, reagieren die meisten ja irgendwie mit Humor. Wie sagt man so schön über den Tod: „Wenn er kommt, ist man weg.“ Es gibt ja schon lange Lieder und Kinofilme darüber. Ich glaube, ich habe gar nicht so Angst vor dem Tod selbst, sondern vielmehr vor diesem komischen Siechtum, vor dieser Grauzone, die man nicht berechnen kann. Heinz Erhardt hat ja mal gesagt, das Leben sei nur eine kurze Pause vom Tod. Und während seines restlichen Lebens hatte er es, mein großes Vorbild, zum Beispiel selbst verdammt schwer. Ich habe ihn ja erst kennengelernt, als wir einen Film über ihn drehten und er schon nicht mehr sprechen konnte. Das war gruselig, wenn einem wortgewandten Mann wie ihm die Sprache genommen und der Rollstuhl gegeben wird. Neun Jahre lang nur noch sitzen und unverständliche Töne machen – da ist Totsein einfach viel besser.