„Wir sind irrational“
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Dem Fortschrittsdenken fehlt die Nachhaltigkeit, das macht es irrational. Wenn sich die Menschen bei der Entwicklung neuer Technologien ihre Irrationalität bewusst machen, entstehen sinnvolle Innovationen. Verhaltensforscher Dan Ariely fordert Disziplin, Zuckerbrot und Peitsche.

*The European: Als Amazon-Kunde erhält man regelmäßige Kaufempfehlungen per E-Mail. Viele davon wären einem entgangen. Doch durch die personalisierte E-Mail erscheinen die Produkte interessanter und werden häufiger gekauft. Erklären Sie mir das bitte!* Ariely: Wir wissen einfach nicht genau, was wir wollen und was nicht. Oftmals suchen wir daher bei anderen nach Wegzeichen für unsere eigenen Entscheidungen. Traditionell haben wir uns Autoritätspersonen herausgesucht und von ihnen gelernt. Aber immer häufiger richten wir uns nach Personen, die uns sehr ähnlich sind und die gleichen Interessen und Präferenzen haben. *The European: Das obige Beispiel klingt doch vernünftig: Der Kunde findet neue Bücher, Amazon füllt seine Kassen. Am Ende profitieren beide Seiten.* Ariely: Es ist schwer zu sagen, wann ein produktiver Prozess zur Belastung wird. Doch wir werden zunehmend irrationaler. Der Grund ist, dass der technologische Fortschritt die möglichen Konsequenzen aus den Augen verliert. Wir erschaffen immer neue Technologien, ohne zu wissen, welche Effekte das auf unser Verhalten haben kann. Ein Beispiel: Handys sind eine wunderbare Erfindung. Aber wenn wir Handys im Auto benutzen, kann das sehr gefährlich werden. Darüber hat jedoch in den 90ern niemand nachgedacht. Wir kombinieren also weiterhin verschiedene Technologien, ohne uns der möglichen Gefahren bewusst zu sein.