Primat des Politischen
Zynisch, doppelbödig, wirtschaftsfixiert: So erscheint vielen Beobachtern heute die europäische Außenpolitik in Bezug auf die Revolutionen in Ägypten und Co. Doch auch wirtschaftliche und nationale Interessen haben ihren Platz. Mit einer Stimme sprechen wird die EU kaum.

Frühjahr 2011, in Nordafrika erleben die herrschenden Despoten ihr unsanftes Frühlingserwachen. Auf der anderen Seite des Mittelmeers schauen Europa und die EU „dem Zurückwinken der Geschichte“ ("Nils Minkmar(Link)":http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF414415BB243B181B8B60AE/Doc~EA07BE40549B740A0BC0BAFFCC303122C~ATpl~Ecommon~Scontent.html) erst fassungs-, dann sprach- und schließlich – "siehe Libyen(Link)":http://www.theeuropean.de/daniel-gerlach/5804-das-ende-von-gaddafi – tatenlos zu. Das politische Kurzzeitgedächtnis Europas Machthaber scheint begrenzt. Nicolas Sarkozy, der 2007 Gaddafi noch zu Nukleartechnologie verhalf, spricht sich nun lautstark für Sanktionen gegen das libysche Regime aus. Auch "Silvio Berlusconi(Link)":http://www.theeuropean.de/yascha-mounk/5485-berlusconis-italien, sonst Libyens Diktator durchaus freundlich verbunden, entdeckt seine Liebe für den Freiheitskampf der arabischen Jugend. Die Antwort scheint klar: zynisch, doppelbödig, wirtschaftsfixiert sind die Adjektive, welche die europäische Außenpolitik schmücken - eine moralische Bankrotterklärung?