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Afrika ist der weltweit am schnellsten wachsende Markt für die Mobilfunkindustrie. Schon heute haben hier mehr Menschen einen Handyvertrag als in Nordamerika. Brunnen graben war gestern. Was der Kontinent jetzt braucht, sind Funkmasten.

Experten sprechen von nicht weniger als einer Revolution. "Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass die Hälfte des Wirtschaftswachstums in Kenia in den vergangenen Jahren auf den Mobilfunk zurückzuführen ist", sagt beispielsweise Michael Joseph, der Geschäftsführer von Safaricom, dem größten Mobilfunkanbieter in Kenia. "Die Menschen in Afrika wollen arbeiten, sie müssen arbeiten. Handys sind einfach perfekt für diesen Zweck, denn sie ermöglichen es den Menschen, eigene Jobs zu entwickeln." 13.000 sogenannte Dorftelefonbetreiber gibt es inzwischen in Uganda. Das Konzept wurde erst 2003 eingeführt und ist denkbar einfach: Ein Handy, eine Autobatterie zum Aufladen, eine Antenne, die Signale von Basisstationen in bis zu 25 Kilometer Entfernung aufnehmen kann, und ein Betreiber - und plötzlich haben viele Menschen in entlegenen Gegenden Zugang zu Informationen. Und Information bedeutet Zeitersparnis und Zeit ist bekanntlich Geld; der abgegriffene Spruch gilt in diesem Zusammenhang tatsächlich etwas. Um das zu verstehen, muss man sich vor Augen führen, wie abgeschnitten manche afrikanischen Dörfer von der Außenwelt sind. Festnetzanschlüsse sind in Afrika selten, vor allem fern der großen Städte. In den Dörfern gibt es kaum Strom, also auch kein Radio, Fernseher oder Computer, mal abgesehen davon, dass es neben dem Strom auch an der Breitband-Verkabelung für einen Internetzugang fehlen würde. Um also zu wissen, wie hoch etwa der Preis für das angebaute Getreide auf dem Markt im nächstgrößeren Dorf ist, muss man sich auf den Weg machen, nur um dann eventuell festzustellen, dass die Käufer längst schon weitergezogen sind oder der Preis in einem anderen Dorf günstiger gewesen wäre. Solche Informationen können nun via Mobilfunk abgefragt werden. Dafür kassiert der Dorftelefonbetreiber eine kleine Kommission. Doch es wächst auch die Zahl derer, die selbst ein Handy besitzen. 2001 hatten von den 134 Millionen Menschen, die in Nigeria leben, gerade einmal 500.000 ein Handy. Sechs Jahre später waren es 30 Millionen. 2008 hat Afrika mit über 280 Millionen Vertragskunden Nordamerika mit seinen 277 Millionen Nutzern überholt. Mit einer Wachstumsrate von etwa 40 Prozent jährlich ist der afrikanische Kontinent noch vor Asien und dem Nahen Osten der am schnellsten wachsende Markt für die Mobilfunkindustrie auf der Welt.