Zorn, Angst und Ohnmacht
Ob Kiew, Gorleben oder Stuttgart 21: Oft entsteht Gewalt wegen schlechter Kommunikation. Wie man aus Betroffenen Beteiligte macht.

Die Straße brennt, Steine fliegen und Wasserwerfer schäumen. Barrikaden aus Gerümpel und umgekippten Autos auf der einen Seite, ein Polizistenheer hinter einem Schildermeer auf der anderen. Behelmte Beamte stehen einer aufgewühlten Menge gegenüber. Bürgerkrieg. Wutbürger attackieren die Staatsmacht, die dem Recht Geltung verschaffen und die öffentliche Ordnung wieder herstellen will. Trittbrettfahrer mischen mit und auf. Eine Spirale der Gewalt gebiert Zorn, Angst und Ohnmacht. Was auf dem Maidan-Platz in Kiew im Kampf um demokratische Grund- und allgemeine Menschenrechte legitim und angemessen erscheint, war beim blutigen Kampf um den Bau der Startbahn West am Frankfurter Flughafen, den heftigen Auseinandersetzungen um das Atomkraftwerk Brokdorf und den langjährigen Protesten gegen das Atommülllager in Gorleben aber auch hierzulande aufschreckende Realität. Die Gewaltexzesse reißen nicht ab; zuletzt ging es beim Abriss des alten und der Errichtung des neuen Bahnhofs „S 21“ in Stuttgart rabiat zur Sache. Nicht nur der zu Hilfe gerufene Schlichter Heiner Geißler stellte die Frage, wie man es in Deutschland künftig noch bewerkstelligen könne, dass Großprojekte im gesellschaftlichen Konsens realisiert und neue Technologien akzeptiert und gewaltfrei umgesetzt werden können.