Angelas Bauch
Warum wird der Kanzlerin vorgeworfen, keine Argumente für ihre Ablehnung einer völligen Gleichstellung Homosexueller zu haben?

Ich verstehe ehrlich gesagt den Protest nicht, der sich nun ausgerechnet gegen eine der ehrlicheren, wenn man so will, sogar eine der sympathischeren Aussagen Angela Merkels richtet, einer Kanzlerin, der man fälschlicherweise eine emotionale Kälte nachsagt. Die Rede ist von Merkels Auftritt in der ARD-Arena, als sie, spontan zur Homoehe und zum Adoptionsrecht befragt, offensichtlich unsicher erklärte: „Ich sage Ihnen ganz ehrlich, dass ich mich schwer tue mit der völligen Gleichstellung. Ich bin unsicher, was das Kindeswohl anbelangt.“ Für mich ist das ein erstaunlicher Moment großer Authentizität. Sicher, nicht nur das Magazin „Focus“ hat eine völlig andere Wahrnehmung, wenn es da ein „Straucheln“ der Kanzlerin entdeckt haben will. Aber was wäre denn die Alternative gewesen? Eine schwammige inhaltsleere Politikerantwort, eine Willenserklärung für den Moment und ohne weitere Bedeutung? Nein. Diese Angela Merkel hat sich die Souveränität und Freiheit herausgenommen, ihre Unsicherheit zu einem bestimmten Thema klar zu benennen. Gut so.