Nach dem Brexit ist vor dem Referendum
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Um das Vertrauen in die europäischen Institutionen zurückzugewinnen, braucht die EU jetzt nicht weniger, sondern mehr direkte Demokratie.

In meinem Bekanntenkreis findet sich fast niemand, der den Austritt Großbritanniens aus der EU für eine vernünftige Idee hält. Im Gegenteil: die Nachteile für die EU und für das (noch) Vereinigte Königreich selbst scheinen die vermeintlich kleinen Vorteile derart zu überragen, dass die Entscheidung als einfach nur töricht bezeichnet werden muss. Und wer hat dafür gestimmt? Überwiegend dumme Leute, so der Tenor. Und ängstliche Alte, die der jungen Generation die Lebenschancen beschneiden, weil sie sich nach einer nationalen Größe und Kontrolle zurücksehnen, die es so nie gegeben hat. Benachteiligte auch und Leute die in der Provinz wohnen. Kein Wunder, ist jetzt überall zu lesen, dass so ein Murks herauskommt, wenn man das Volk direkt über Fragen entscheiden lässt, deren Komplexität die Entscheidungskompetenz von Bauern, Handwerkern, Rentnern und Arbeitslosen offenbar hoffnungslos überfordert. Entschieden werde auch gar nicht nach sachlichen Erwägungen, sondern vor allem emotional. Und deshalb sei das schlichte Wahlvolk wehrlos (rechten & linken) Populisten ausgeliefert, die sie mit windigen Versprechungen nach Belieben manipulieren können. Die einzig richtige Konsequenz, die aus dieser Analyse folgen dürfe, sei die Abschaffung von Referenden und ähnlichem direkt-demokratischen Teufelszeug. Raus aus der direkten Demokratie, es lebe der Democrexit!