Das Recht auf Gehör
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Politiker sollten Lobbyisten gut zuhören. Nur so könnten sie lernen, sagt die ehemalige Gesundheitsministerin Andrea Fischer. Sie beklagt, dass Lobbyismus zu einem Schimpfwort verkommen sei. Dabei haben Unternehmen ein Recht darauf, ihrem Anliegen Gehör zu verschaffen.

Der Begriff des Lobbyismus hat längst die unauffällige Ebene der Beschreibung eines Vorgangs verlassen. Er rangiert nun ganz oben auf der Liste der schmutzigen Wörter, die für die Beschreibung der hässlichen Seite von Politik benutzt werden. Ein Generalverdacht unterstellt, dass entweder Politiker willenlos den trickreich formulierten Lobbyisteninteressen erliegen, oder – schlimmer noch – sich dafür entlohnen lassen, den Interessen Geltung zu verschaffen. Allerdings: Geht man auf den Kern des Begriffs Lobbyismus zurück, dann beschreibt er einfach nichts anderes als den Versuch von Akteuren jeder Art, ihre Interessen gegenüber der Politik zu vertreten. Das ist in einem offenen politischen System legitim und sogar notwendig, schließlich soll die Politik ja die Interessen der Menschen in diesem Land repräsentieren. Und doch gibt es gute Gründe für ein Unbehagen – und Möglichkeiten, die Ursachen für das Unbehagen zu beseitigen. Dass Lobbyismus immer mehr zu einem Schimpfwort geworden ist, ist entstanden aus der Entwicklung, dass der Lobbyismus den wohl eingehegten Bereich der öffentlich bekannten Verbände wie etwa BDI oder DGB verlassen hat und sich immer mehr zu einer Interessenvertretung von einzelnen Unternehmen und auch Vereinigungen entwickelt hat, die sich professioneller Hilfe bedienen.