Es geht um den Fortbestand der Kirche
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Katholiken haben es dieser Tage nicht leicht. Bei aller zum großen Teil berechtigten Kritik an der katholischen Kirche darf die Berichterstattung nicht in Hetze ausarten. Es läuft etwas schief, wenn nachts Kirchenfenster eingeschmissen werden.

Oh ja, wir Katholiken leiden an der Kirche. Das liegt daran, dass wir uns nicht als unterdrückte Masse einer entrückten purpurgewandeten Hierarchie verstehen, sondern uns als Teil dieser Kirche erleben. Ich kenne keinen – ausnahmslos keinen – Katholiken, der sich im Moment nicht die Frage stellt, was in unserer Kirche los ist. In der öffentlichen Diskussion zu den Missbrauchsfällen läuft einiges durcheinander: 1.) Schläge in der Schule: Frage ich meine Eltern, so erzählen sie, dass in der Schule früher immer und ausnahmslos geschlagen wurde: Das war die Sprache der Erziehung. Das ist heute nicht mehr so – Gott sei Dank. Eine ganze Gesellschaft hat ihre Kinder gezüchtigt. Arbeiten wir das als Gemeinschaft auf? Haben das unsere Eltern individuell für sich aufgearbeitet? Ob Domkapellmeister Ratzinger oder Bischof Mixa in einer Zeit, in der Züchtigung normal war, auch gezüchtigt haben, kann eine eigene Betrachtung verdienen – unter die Rubrik sexueller Missbrauch fällt das nicht. 2.) Worte der Entschuldigung: Johannes Paul II. hat im Jahr 2000 Gott um die Vergebung der Sünden gebeten, die die Kirche im Lauf ihrer Geschichte begangen hat. Im Jahr 2002 wurden unter Kurienkardinal Ratzinger strenge Richtlinien im Umgang mit Pädophilen getroffen. Benedikt XVI. hat in den USA Missbrauchsopfer getroffen. Er hat an die Kirche von Irland ein deutliches Wort geschrieben. Wenn wir ein Bild über das haben, was in Deutschland an Schaden durch Priester und Ordensleute entstanden ist, wird der Papst auch hierzu nicht schweigen. 3.) Ach ja, der Papst: Peter Wensierski hat auf Spiegel Online in paar Agenturen zusammengeschrieben und in dem Text die Frage gestellt, wann der Papst nun zurücktreten müsse. Es war ruhig geworden um die Kirche, die in den vergangenen Jahren der Lieblingsfeind von Rudolf Augstein, dem notorischen Katholikenhasser, war. Jetzt entwickelt der Spiegel im Netz wieder Kampagnenkraft. Matthias Matussek durfte als Replik seine, unsere Kirche verteidigen und sich erklären, warum er noch nicht ausgetreten sei. 4.) Die politischen Kirchenfeinde Leutheusser-Schnarrenberger, Claudia Roth und Renate Künast werden nicht müde, die Kirche zu kritisieren. Dabei gehören sie alle drei dem Beirat der Humanistischen Union an, die sich für straffreien Sex mit Kindern stark gemacht hat. An Bigotterie kann die sicher nicht um Raffinessen verlegene katholische Kirche hier noch etwas lernen.