Am schlimmsten wäre das Vergessen
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Über Jahrzehnte hinweg hat Gaddafi Libyen mit einer Mischung aus despotischer Härte und bizarrem Führerkult regiert. Jetzt steht das Land vor der monumentalen Aufgabe, die eigene Vergangenheit aufzuarbeiten. Guter Rat ist teuer – doch die EU kann helfen.

Der Regimewechsel in Libyen ist de facto vollzogen – die Ära Gaddafi ist zu Ende. Obwohl der Umbruch langwierig und blutig war, gilt bei diesem Staat ganz besonders: Der schwierigere Teil steht noch bevor. Warum das so ist, liegt am System Gaddafi, der Libyen unter dem Deckmantel eines von den Massen regierten Landes in ein totalitäres Staatswesen verwandelt hatte, das seine Bürger bis ins letzte Detail kontrollierte und weitgehend isoliert von der Außenwelt war. Über das Innenleben der „Großen Sozialistischen Libysch-Arabischen Volks-Dschamahiriyya“ – so der offizielle aus einem (von „Dschamahir“ – die Massen abgeleiteten) Kunstwort gebildete Titel wusste man wenig oder wollte wenig wissen.