Hölle, Hölle, Hölle
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Schlager ist der Deutschen Strafe. Kein Wunder, dass er überall zu hören ist.

Am Ende kommt der Schlager, da bin ich mir sicher. Ich gehe auf das Licht zu, den Himmel zum Greifen nahe, seichter Wind in den Haaren, nur um auf einmal Andrea Bergs Stimme zu hören und festzustellen: Das ist die Hölle. Flammen lodern und hinten, am Rande des Blickfeldes, schwingen Michael Wendler und Jürgen Drews die Hüfte. Der eine mit tiefem Hemdausschnitt, der andere gleich ganz ohne Hemd. Was als Alptraum begann, ist längst Realität. Meine persönliche Hölle finde ich mit einem Knopfdruck auf der Fernbedienung. Alle tanzen sie da über den Bildschirm, Schwiegersöhne und Traumfrauen mit Colgate-Grinsen: die Udo Jürgens, Katja Ebsteins und Howard Carpendales. Es schüttelt mich. Diese Abneigung teilen viele und doch scheint der Erfolg des Schlagers nicht abzubrechen. Es ist die Musik der Deutschen, die Melodien fressen sich durch das Land und der Rhythmus katapultiert die Hände millionenfach in die Höhe. Nur zu bezeichnend ist es, dass bei „Deutschland sucht den Superstar“ dieses Jahr eine Schlagersängerin gewonnen hat. Von Zuschauern und Presse wurde sie gefeiert. Die Jury hatte sie anfangs noch belächelt.