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> Kunst und Krise in Berlin

Ein Kunststück

Die Krise hat auch im sowieso schon komplizierten Berliner Kunstmarkt um sich gegriffen. Doch es scheint, als würde die Kunst in der Hauptstadt gerade aus schwierigen Situationen ihre Kraft und Innovation ziehen. Wie selbstverständlich wurden alte Galeriestrukturen aufgebrochen und neue Konzepte entwickelt, wie beispielsweise Produzentengalerien. Nun bleibt nur abzuwarten, was die Zukunft bringt.

The European

Zunächst waren es vor allem die billigen Mieten und die beiden renommierten Kunsthochschulen, die Berlin seit den 90er-Jahren zunehmend interessant für freischaffende Künstler machten. Mittlerweile ist die deutsche Hauptstadt zu einem Mekka der internationalen Kunstszene herangewachsen – die Präsenz von Superstars wie zum Beispiel Olafur Eliasson, der seine gesamte Produktion nach Berlin verlegt hat und mittlerweile auch an der Universität der Künste (UdK) unterrichtet, hat das Ihrige getan. Das große Geld hingegen ist trotzdem in den altbewährten Kunstmetropolen geblieben – die europäische Hauptstadt des Kunstmarkts dürfte London sein. Und so ist es dann wohl doch den immer noch billigen Mieten zu verdanken, dass die Künstlerdichte nach wie vor stetig anwächst, obwohl nicht mehr, sondern weniger Geld auf dem Berliner Markt fließt. Seit die Finanzkrise Ende 2008 auch den internationalen Kunstmarkt erreicht hat und die großen, kommerziellen Galerien nicht mehr Champagner, sondern Prosecco zur Vernissage servieren, verlassen sich immer weniger junge Künstler darauf, von einer dieser Galerien entdeckt und gefördert zu werden.

Die Künstler vom Bahnhof Zoo
Stattdessen tun sie sich in Künstler-Netzwerken und Produzenten-Galerien zusammen. Entsprachen diese Produzenten-Galerien anfangs noch häufig dem Klischee der unpraktischen, weltfernen Künstler, die die Chancen des Kollektivs vor allem darin sehen, dass man gemeinsam besser feiert als alleine, so professionalisieren sie sich seit einiger Zeit stetig. Das Künstler-Netzwerk "infernoesque" zum Beispiel, in dem sich ehemalige Studenten des renommierten Bildhauers und UdK-Professors Tony Cragg zusammengetan haben, hat sich bereits derart zum Trendsetter entwickelt, dass die industriell geprägte Gegend hinter dem Berliner Hauptbahnhof, wo es sich als einer der ersten Mieter angesiedelt hat, mittlerweile zu einer Kunstmeile geworden ist, an der sich auch renommierte kommerzielle Galerien eingemietet haben. Ob diese strukturellen Veränderungen tatsächlich langfristiger Natur sind oder ob mit dem nächsten Kunstmarkt-Boom das Sterben der Produzenten-Galerien einsetzen wird, das ist eine der wichtigsten Fragen, die die Berliner Kunstszene derzeit umtreibt.
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