Päpstliche Diktatur
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Bei der Weihnachtsfeier in Ägypten hofierte der koptische Papst ausgerechnet die Generäle des herrschenden ägyptischen Militärrats. Mit seinem Verhalten versucht er, konservative Kirchenpolitik ins neue Ägypten zu retten.

Es war ein für die Angehörigen der jüngsten Opfer in Ägypten wohl kaum zu ertragendes Bild: Der koptische Papst Schenuda III begrüßte herzlich die in der ersten Reihe auf bequemen Ledersesseln sitzenden Generäle. Unter ihnen waren sowohl die Nummer zwei des Militärrats, Sami Anan, als auch Hamdi Baden, der Befehlshaber der Militärpolizei, die maßgeblich in die "Gewaltausbrüche gegen eine Demonstration überwiegend koptischer Christen":http://www.theeuropean.de/alexander-goerlach/8424-gewalt-in-kairo-2 vor dem Gebäude des Staatsfernsehens („Maspero“) im Oktober involviert war. Bei den Auseinandersetzungen starben mindestens 27 Menschen, viele von ihnen an Schusswunden und durch in die Menge rasende Radpanzer. Das Militär war auch für die letzte Gewaltorgie gegen Demonstranten vor dem Parlamentsgebäude verantwortlich, bei der äußerst brutal gegen Frauen vorgegangen wurde.