Die falsche Kandidatur
Joachim Gauck ist der falsche Kandidat. Nicht weil er Joachim Gauck ist. Sondern weil die Art, wie diese Kandidatur zustande kam, allem Hohn spricht, was vor der Kandidatur über die Kandidatur gesagt wurde. Und mit vielen seiner gesellschaftlichen Positionen ist Herr Gauck rechts der CDU anzusiedeln und damit der Präsident der fünf Millionen CDU-Wähler, die seit 1990 gestorben sind.

Es wurde schneller ein Hauen und Stechen, als die Deutschen gucken konnten: Die SPD wollte keinen aktiven Politiker und ein deutliches Wort mitreden. Die Grünen wollten deshalb alles verhindern, was nach Schwarz-Rot ausgesehen hätte (Wolfgang Huber). Die SPD wollte den Grünen deshalb die Suppe versalzen und war gegen ein Signal, das nach Schwarz-Grün angemutet hätte (Klaus Töpfer). Habe ich was verpasst, oder haben die SPD und die Grünen nicht vorab lang und breit eingefordert, dass der Kandidat NICHT dem Ränkespiel der Parteien entspringen solle? Ein über-parteilicher Kandidat. Nichts, aber auch gar nichts hätte gegen die Kandidaten Töpfer oder Huber gesprochen. Außer die Frage, ob man sich einen Öko-Rentner oder einen Premium-Geistlichen als Staatsoberhaupt vorstellen kann. Das wäre allerdings die interessante – weil inhaltliche – Frage gewesen. Darauf hatte die beteiligte Opposition offenbar keinen Bock. Ein Klaus Töpfer verkörpert die ökologische Entwicklung in diesem Land wie kein Zweiter. Ein Wolfgang Huber ist ein Gigant des Wortes und messerscharfer Analytiker. Aber: Angesichts der Relevanz der Energiewende in dieser und der nächsten Legislatur hätte Töpfer seine Stärke nicht ausspielen können, ohne unter die Räder des Politikbetriebs zu geraten.