Rückkehr der Platzhirsche
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In der SPD haben viele ihre staatspolitische Contenance verloren, davon zeugt nicht nur die zunächst schroffe Absage an eine große Koalition. Ein wenig Demut täte den Genossen gut.

Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands hat eine lange, sehr achtbare politisch-ethische Tradition. Sie nahm sich der Nöte der Armen und Benachteiligten an, trotzte Bismarcks autoritärer Herrschaft, wurde in Abgrenzung von den Kommunisten zu einer Säule der Weimarer Demokratie, leistete Hitlers übermächtiger nationalsozialistischer „Bewegung“ Widerstand bis in die Reichstagsdebatte zum „Ermächtigungsgesetz“ und in die Untergrundopposition hinein. Nach dem Krieg setzte sie mehrheitlich ihren Kampf gegen den linken Totalitarismus fort, mäßigte ihre Programmatik im Godesberger Programm und führte einmal 14, dann nochmals sieben Jahre lang die Bundesregierung. Selbst wer ihre heutigen politischen Projekte nicht unterstützt, sollte ihrer „staatspolitischen“ Leistungsbilanz Respekt zollen. So wie die Bundeskanzlerin – vier Monate vor der Bundestagswahl – durch ihre Teilnahme am Leipziger Festakt zum 150. Gründungsjubiläum der ältesten deutschen Partei.