Das grüne Menetekel
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Die Hanseaten halten es aus Tradition mit den Sozialdemokraten. Das Intermezzo mit Ole von Beust hatte sich überlebt, nachdem der CDU-Mann den Grünen zu viele Zugeständnisse gemacht hat. Sollte Scholz gewinnen, wäre er gut beraten, diesen Fehler nicht erneut zu begehen.

Mit Ausnahme eines kurzen Interregnums zwischen 1953 und 1957, als der „Hamburg-Block“ aus CDU, FDP und Deutscher Partei mit dem parteilosen Bürgermeister Kurt Sieveking die Mehrheit im Rathaus besaß, waren die Sozialdemokraten traditionell die beherrschende politische Kraft in Hamburg. Von 1957 bis 1970 und dann wieder 1978 und im Dezember 1982 erhielten sie bei Bürgerschaftswahlen sogar die absolute Mehrheit der Stimmen. Doch frühzeitig gab es Alarmsignale, die auf den drohenden Niedergang der Sozialdemokraten in der Hansestadt hinwiesen. So 1974, als ein Rückgang der Stimmen um 10 Prozentpunkte im Vergleich zur Wahl 1970 zu registrieren war, oder im Juni 1982, als die CDU mit ihrem Bürgermeisterkandidaten Walther Leisler Kiep sogar stärkste Partei werden konnte. Doch wie die gesamte SPD ignorierte auch die Hamburger SPD diese Signale, zumal sie mit sympathischen Kandidaten (wie Klose 1978, später mit Klaus von Dohnanyi oder Henning Voscherau) oder durch günstige Konstellationen (wie die letzte „Helmut-Schmidt“-Wahl im Dezember 1982 nach dem Kanzlersturz vom Oktober und dem Ende der sozialliberalen Koalition im Bund) den Zustand der immer mehr dahinsiechenden Partei übertünchen und Vertrauen bei den Wählern zurückgewinnen konnte. Dabei kam den Sozialdemokraten in der Hansestadt zugute, dass die CDU – mit Ausnahme der 1982er Wahl im Juni – keine attraktiven Kandidaten aufbieten konnte.