Kern der Spaltung
Japan steht vor einem Dilemma. Wirtschaftsbosse und Politiker fordern die Rückkehr zur Atomenergie, um die Wirtschaft anzukurbeln. Doch nach Fukushima haben die Bürger das Vertrauen in die Kernkraft verloren.

Noch heute, zwei Jahre nach der Katastrophe in Fukushima, sind die Stoßwellen des Entsetzens in Japan deutlich zu spüren. Im März 2011 erschütterte ein Erdbeben der Stärke 9 den Nordosten Japans, kostete 20.000 Menschenleben, zerstörte Dutzende Küstengemeinden und verursachte die dreifache Kernschmelze des Fukushima-Daiichi-Kraftwerks. Während Hilfsorganisationen und Militär versuchten, die Verletzten zu versorgen, offenbarte sich das Ausmaß der nuklearen Katastrophe und ließ Japan an seinem unerschütterlichen Glauben an die Atomkraft zweifeln. In den zwei Folgejahren erlebte Japan die komplette Stilllegung der Atomkraft, einen begrenzten Neustart dieser sowie einen stufenweisen Abbau; und jetzt schließlich doch wieder Versuche, eine atombetriebene Zukunft aufzubauen – eine damals undenkbare Zukunft. Von kleineren Unfällen und Sicherheitsbedenken abgesehen, gab es über die vergangenen Jahrzehnte wenig, was das Vertrauen in die Atomindustrie erschüttert hat. Kraftwerkbetreiber, Aufsichtsbehörden, Politiker und Wissenschaftler feierten die Atomkraft als einzige Antwort auf Japans Energienot.