Augen auf, Tunesien
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Der Umbruch in der arabischen Welt hat uns alle überrascht. Der Wandel wird sich auch 2012 fortsetzen und niemand weiß, in welche Richtung sich die Dinge entwickeln werden. Tunesien könnte eine Vorreiterrolle einnehmen.

Kein Beobachter hat den dramatischen Aufbruch in der arabischen Welt 2011 kommen sehen. Es begann im beschaulichen Polizeistaat Tunesien. Am 17. Dezember 2010 verbrannte sich der Obsthändler Mohamed Bouazizi aus Verzweiflung über Behördenwillkür und seine Perspektivlosigkeit selbst. Die Tat führte zu landesweiten Protesten gegen das Regime, die schließlich am 14. Januar 2011 in die Flucht des Autokraten Ben Ali mündeten. Die Revolution in Tunesien löste in der arabischen Welt eine Protestwelle aus, die von Marokko im Westen bis nach Bahrain im Osten zu spüren war. In Ägypten trat Langzeitpräsident Mubarak ab, in Libyen wurde die bizarre Alleinherrscherschaft Gaddafis in mehrmonatigen Kämpfen und mit Unterstützung der NATO beendet. Jemen und anschließend Syrien glitten ins Chaos ab. "Marokkos König Mohammed VI":http://www.theeuropean.de/werner-ruf/7590-marokkos-koenig-mohammed-vi reagierte mit rasch eingeleiteten Reformen und einer Verfassungsänderung. "In Bahrain wurden Proteste durch Truppen des Golf-Kooperationsrates (GCC) unterdrückt.":http://www.theeuropean.de/reem-khalifa/8874-arabischer-fruehling-in-bahrain Der Hintergrund der „Arabellion“ liegt nicht allein in einer Auflehnung gegen die Unterdrückung durch die autokratischen Regime begründet. Die immensen sozialen Gegensätze und die wirtschaftliche Stagnation, d.h. die fehlenden Perspektiven vor allem der jungen Menschen, waren ebenso ein zentrales Motiv der Proteste wie die allgegenwärtige Korruption und Vetternwirtschaft.