Das Passionsprinzip
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Auf 20.000 Dollar wurde "La Bella Principessa" in den 80er-Jahren geschätzt. "19. Jahrhundert, deutsche Schule", mutmaßte Christie's. Nun, drei Jahrzehnte später, weiß man, es handelt sich um einen da Vinci. Sofort steigt der Schätzpreis auf sagenhafte 150 Millionen Dollar. Das Bild bleibt das Gleiche – gleich alt, gleich schön. Diese Schönheit war der Grund, aus dem der Sammler Peter Silverman das Werk vor zwei Jahren kaufte. – Eine Passion, unabhängig vom monetären Wert oder der Zuschreibung.

Schönheit liegt immer im Auge des Betrachters. Und Kunst hat schon an sich keinen wirklichen Wert. Weder kann man Kunst in einer Hungersnot oder Dürre konsumieren noch kann man sie in einer großen ökonomischen Krise einfach so weiterveräußern. Ihr Wert ist äußerst zaghaft und vorsichtig und unterliegt immer den Regeln des "Marktes" – in anderen Worten –, sie ist immer nur das Wert, was jemand anderes gewillt ist, dir dafür zu zahlen. Also hat jeder, der Kunst als Spekulationsobjekt kauft, bereits verloren, da schon seine Voraussetzungen fehlerhaft sind. Wir BRAUCHEN Kunst nicht, müssen sie jedoch lieben, damit sie ihrem ursprünglichen Sinn dienen kann – Ästhetik, Erbauung, Inspiration und sogar Dekoration.