Auf die Plätze, fertig, los!
Die Olympischen Spiele in Sotchi sind eine erstklassige Gelegenheit, gegen die Diskriminierung von Lesben und Schwulen anzutreten – nicht nur in Russland. Ein Boykott der Spiele dagegen wäre oberflächlich und selbstherrlich.

Zahlen, die bedrücken: Mehr als drei Viertel der Russinnen und Russen teilen schwulen- und lesbenfeindliche Positionen, während nur zwölf Prozent der Befragten Homosexualität als normal empfinden, ergab "eine Umfrage des Levada-Zentrums":http://www.osteuropa.dgo-online.org/issues/. In den Nachrichten hören wir von regelrechten Jagden auf Schwule, die in Fallen gelockt, misshandelt und per Internetvideo bloßgestellt werden. Neben diese gesellschaftliche Homophobie tritt in Russland staatliche Diskriminierung. Obwohl Homosexualität offiziell legal ist, wird sie durch die Hintertür wieder kriminalisiert. Seit dem vergangenen Sommer ist „Homosexuelle Propaganda“ in Russland verboten. Was das genau sein soll, bleibt unklar. So verbreitet das Gesetz vor allem Angst: Ist es Lesben und Schwulen erlaubt, in der Öffentlichkeit Händchen zu halten? Ist es noch erlaubt, Aufklärungsarbeit zu Safer Sex zu leisten? In Bildern und Texten von Schwulen und Lesben zu berichten, die glücklich leben? Schon "das Schwenken von Regenbogenflaggen":http://www.spiegel.de/politik/ausland/st-petersburg-in-russland-polizei-nimmt-schwule-demonstranten-fest-a-830800.html genügte der Polizei St. Petersburg im vergangenen Sommer als Grund, 17 Menschen festzunehmen.