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> Herausforderung Megacities

Die Chaos-WG

Telefonbücher dicker als die Encyclopædia Britannica: Wenn es das Zusammenleben von Dutzenden Millionen Menschen in einer Stadt zu organisieren gilt, ist ein Adressverzeichnis noch das kleinste Problem. Wie die Megacitys der kommenden Dekaden gestaltet sein müssen, darüber wird schon heute heftig gestritten. Von Reißbrettutopie bis Slumapokalypse ist alles möglich.

The European

Die Szenerie aus Fritz Langs "Metropolis" könnte schon bald Alltag sein: gigantische Bauten inmitten urbaner Zentren. Schon heute wachsen die größten Städte dieser Welt rasant an. Über die Hälfte der Menschen weltweit lebt in Städten. Schätzungen zufolge wird China bis 2025 über etwa 15 Städte verfügen, deren Einwohnerzahl 25 Millionen überschreitet. Im Jahr 2030 werden 75 Prozent der Menschen in einer urbanen Umgebung wohnen. Städte werden zu Zentren von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Die Wirtschaftskraft von New York City ist bereits heute so groß wie die aller 46 Staaten des mittleren und südlichen Afrikas zusammen. Ein Großteil der weltweiten Finanztransaktionen läuft in den Knotenpunkten New York, London, Tokio oder Frankfurt zusammen. Jenseits nationalstaatlicher Autorität werden Städte dadurch auch zu gewichtigen Global Players – wie das Ringen um eine Regulierung des Finanzmarkts zwischen der politischen Elite Washingtons und der Wirtschaftselite in New York deutlich macht. Doch gleichzeitig ist das Wachstum der Städte vor allem ein Wachstum der Slums: Shanty Towns in Nigeria, Townships in Südafrika, Favelas in Brasilien. Um die Zentren herum legen sich immer weitere Ringe von unkontrollierten Siedlungen, vor allem in Asien und Afrika, Millionen suchen die Flucht aus der Perspektivlosigkeit und folgen dem Ruf der Städte. Natürlich bringt diese Entwicklung ganz neue Herausforderungen mit sich. Themen wie infrastrukturelle Versorgung oder Reorganisation des Arbeitsmarkts und der Sozialsysteme stehen auf der Tagesordnung. Auch das zunehmende Auseinanderdriften der Lebenswelten zwischen Land und Stadt wird zu bewältigen sein. Politische Reformen, infrastrukturelle Reorganisation oder wirtschaftliche Transferleistungen und Chancengleichheit – Ansätze gibt es viele, Antworten fehlen oftmals noch. Auch das Leben des Einzelnen wird in solchen Megalopolen grundlegend anders sein, da es keine Notwendigkeit mehr geben wird, sich mit der Welt “draußen” zu beschäftigen, wenn alles autark durchorganisiert ist. Mit der Veränderung urbaner Räume geht auch eine Veränderung individueller Lebensrhythmen und -formen einher.

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