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> Harte Zeiten für Banken

Schmerzen, bis der Arzt kommt

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Das kritische Zeitfenster für eine nachhaltige Regulierung der Finanzwirtschaft schließt sich. Der sprichwörtliche Arzt, den BaFin-Präsident Sanio den Banken senden wollte, könnte vielleicht zu spät kommen.

The European

Inzwischen ist es schon fast müßig, zu fragen, im wievielten Jahr der Finanzkrise wir uns befinden oder ob sie schon vorbei ist, weil noch große Herausforderungen auf uns zukommen werden. Der BaFin-Präsident Jochen Sanio wurde kürzlich mit den Worten zitiert: "Die Banken werden Schmerzen haben, bis der Arzt kommt.“ Hiermit bezog er sich auf die neuen Eigenkapitalanforderungen, die in der letzten Woche in Seoul von den G20-Regierungschefs verabschiedet wurden. Gerade diese Zusammenkunft gibt Anlass sowohl für eine Rückschau und einen Ausblick auf Reaktionen und Lehren aus der Finanzkrise. G20 sollte "das“ Forum sein, um eine international wirksame Finanzmarktregulierung zu verabreden. Denn die Krise hat deutlich gezeigt: Ungeachtet von Grenzen, politischen Systemen und Kulturen sind die Märkte heutzutage so stark vernetzt, dass nationale Eruptionen sich wie ein Tsunami ausbreiten, wenn diese nicht verhindert werden oder Gegenmaßnahmen ergriffen werden können.

Das Zeitfenster schließt sich
Schaut man zurück auf das erste G20-Treffen nach dem Beginn der Krise Ende 2008, muss man leider konstatieren, dass sich das Zeitfenster für eine internationale Regulierung schließt. Dies ist einerseits bedauerlich – insbesondere für grenzüberschreitend tätige und damit von internationalen Harmonisierungen profitierende Institute wie die unseres Verbands. Andererseits darf dies aber nicht zu dem oft zu hörenden Vorwurf führen, bislang sei nichts geschehen: Risikomanagementsysteme wurden verbessert, Vergütungssysteme so ausgestaltet, dass sie keinen Anreiz für Mitarbeiter bieten, unverhältnismäßige Risiken einzugehen, OTC-Bereiche werden zunehmend transparenter, und zentrale Gegenparteien zur Risikominimierung bei Derivaten werden bald einsatzbereit sein. Zugegeben, öffentlichkeitswirksam war dies nur teilweise. Aber das muss es auch nicht sein, denn es kommt auf das Ergebnis an: Risiken müssen adäquat minimiert und kontrolliert werden. Und hier setzen besser als Verbote bestimmter Geschäfte oder Instrumente die neuen Basel-III-Anforderungen an.
Basel III wird schmerzen
Viele Details fehlen noch, absehbar ist aber schon jetzt eine unterschiedliche Betroffenheit. Insbesondere die deutsche Kreditwirtschaft hat hier eine Sonderstellung, da nur wenige Institute den für neues Eigenkapital hilfreichen Kapitalmarktzugang haben. Thesaurierung von Gewinnen, zusätzliche Mittel der Eigentümer und Abschmelzen von Risikopositionen werden die wesentlich schwierigeren Alternativen zum Kapitalmarkt sein. Nicht auszuschließen ist, dass hiervon auch die Kreditversorgung der deutschen Wirtschaft betroffen sein kann, sodass neue Herausforderungen auf Banken und Unternehmen, aber auch die Politik zukommen werden. Auch wenn wir Auslandsbanken aufgrund der Liquiditätsversorgung durch unsere Konzernstrukturen nur mittelbar von den neuen Anforderungen betroffen sein werden, betrachten wir diese Entwicklung nicht mit Häme, sondern vielmehr mit einer gewissen Sorge, da wir auf solide Geschäftspartner in der Kreditwirtschaft und Industrie angewiesen sind. Absehbar ist, dass Basel III zu Strukturveränderungen in der (deutschen) Bankenlandschaft führen wird. Ohne dies zu bewerten, mit den neuen Regeln wird ein aus heutiger Sicht richtiger Ansatz verfolgt, auch wenn es schmerzen wird. Die Politik sollte aber zusätzliche Belastungen der Banken in den kommenden Jahren stets genau prüfen, nicht zuletzt, um auch Implikationen für die gesamte Volkswirtschaft auszuschließen. Diese Forderung ist unpopulär, aber vielleicht können wir uns dann den von Herrn Sanio angekündigten Arztbesuch sparen.
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