In 7 Schritten zu einer saubereren Erde
Unser Planet ist voller Plastik, überall. Ob im Eis der Antarktis, in den Quellbächen der Hochgebirge oder in den Meeren – selbst in den abgelegensten Ecken der Welt, weitab von Zivilisation, lässt sich Plastik nachweisen. Das möchten die Grünen mit dem „Aktionsplan gegen Plastikmüll“ ändern.

Jedes Jahr landen weltweit mindestens 32 Millionen Tonnen Plastik in der Umwelt, 5 bis 13 Millionen Tonnen davon gelangen in die Meere. In einem erschreckenden Tempo werden die Ozeane zum Endlager für unseren Plastikmüll. Geht es so weiter, schwimmt im Jahr 2050 mehr Plastik als Fisch im Meer. Dem größten Lebensraum unserer Welt droht die unwiderrufliche Verschmutzung. Die zunehmende Verschmutzung von Wasser, Böden und Luft mit Mikroplastik kann zur Gefahr für unsere Gesundheit werden. Über Fische, Meeresfrüchte, Salz, Plastikflaschen oder Bier nehmen wir Mikroplastik mit der Nahrung auf. Selbst die Raumluft ist voll von winzigen Plastikpartikeln. Erste Studienergebnisse zeigen, dass Nanoplastik übers Blut ins Gehirn von Fischen vordringen kann. Das gibt auch für die menschliche Gesundheit Anlass zur Sorge. Die gesundheitsschädigenden Wirkungen von einigen Zusatzstoffen im Plastik sind bereits nachgewiesen, sie können Herz-Kreislauf- Erkrankungen und hormonelle Veränderungen zur Folge haben. Durch Mikroplastik reichern sich Gewässer stärker mit Schadstoffen und Bakterien an, Forscher warnen davor, dass Mikroplastik etwa in der Ostsee während Hitzeperioden die Verbreitung von Durchfall auslösenden Bakterien begünstigen kann, die sich auf der Oberfläche der Plastikpartikel anreicherniv. Letztlich trägt die Verschmutzung der Erde mit Plastik auch zur Klimakrise bei, denn der Zerfall von (Mikro)Plastik setzt hochwirksame Treibhausgase wie Methan frei. Wir müssen das Vorsorgeprinzip ernst nehmen und jetzt handeln, statt die Beseitigung des weiter wachsenden Plastikbergs allein unseren Kindern und Enkelkindern aufzubürden. Seit den 1960er Jahren ist die weltweite Kunststoffproduktion auf das Zwanzigfache angestiegen. Ein Ende dieser Produktionsexplosion ist nicht in Sicht. Die EU-Kommission geht davon aus, dass sich die hergestellte Menge an Plastik in den kommenden 20 Jahren verdoppeln wird, wenn wir die Rahmenbedingungen nicht ändern. Plastik ist für viele Anwendungen ein sinnvoller und vielseitiger Werkstoff. Es ist aber irrsinnig, dass extrem langlebige und haltbare Kunststoffprodukte teilweise nur für wenige Tage oder gar Minuten im Einsatz sind. Vor allem Einwegverpackungen und andere Wegwerfprodukte aus Plastik verschwenden wertvolle Ressourcen und verschmutzen bei unsachgemäßer Entsorgung die Natur. Auch in Deutschland. Jährlich fallen bei uns pro Kopf 220,5 Kilogramm Verpackungsabfall an, davon sind 37,6 Kilogramm Plastikmüll. Damit ist Deutschland das europäische Schlusslicht bei der Vermeidung von Verpackungsmüll. Die Vermüllung unserer Natur mit Plastik ist wie die Klimaerhitzung und das dramatische Artensterben eine der größten globalen Umweltkrisen, die vor allem durch unsere Art zu leben und zu wirtschaften verursacht werden. Halbgare Ankündigungen, unverbindliche Aktionspläne, und eine Politik der Trippelschritte reichen nicht aus, um diese Krisen zu bewältigen. Wir brauchen eine Offensive der Bundesregierung für eine Umwelt ohne Plastikmüll und ein gemeinsames Handeln mit Europäischer Kommission, Umweltorganisationen, Forschungsinstituten, chemischer Industrie und Abfallwirtschaft. Insbesondere fordern wir von der Bundesregierung ein Ende der Widerstände gegenüber den Vor- schlägen der Europäischen Kommission für eine Plastikstrategie. Als konkrete Maßnahme hat die EU- Kommission im Rahmen dieser Strategie bereits einen Vorschlag zum Verbot bestimmter Einwegartikel aus Plastik vorgelegt und auch einen Weg zur Steigerung von Plastikrecycling vorgeschlagen. Im Gegensatz dazu fehlt es der Bundesregierung völlig an politischem Willen und konkreten Vorschlägen, um die Flut an Plastikmüll einzudämmen. Die Bundesregierung hat sich viel zu lange auf der vermeintlichen Vorreiterrolle des Recyclingwelt- meisters Deutschland ausgeruht. Strategien zur Müllvermeidung und den Ausbau der Recyclingkapazitäten hat sie komplett verschlafen. Die Verantwortung für nachhaltigen Konsum und Vermeidung von Abfall darf nicht nur auf die Verbraucher*innen abgewälzt werden. Es ist Aufgabe der Bundesregierung, einen verlässlichen und ambitionierten Rahmen für besseres Recycling und die Reduzierung des Plastikmülls zu schaffen. Auch die Hersteller und Händler müssen ihrer Verantwortung für die Vermeidung von Kunststoffabfällen gerecht werden. Die Strategie der Bundesregierung, auf freiwillige Maßnahmen der Industrie zu setzen, ist gescheitert. Große Probleme erfordern große Lösungen – und eine Politik aus einem Guss, die endlich den Schutz unserer Lebensgrundlagen in den Mittelpunkt stellt. Ein zentraler Hebel dafür ist, dass bestehende finanzielle und ökonomische Fehlanreize beseitigt werden und mehr Kostenwahrheit dafür sorgt, dass Ex-und-hopp sich nicht weiter lohnt. Dafür müssen eine Reihe von Stellschrauben justiert werden, angefangen vom Abbau der umweltschädlichen Subventionen für den Rohstoff Erdöl, über die Ausgestaltung von Entsorgungsgebühren zu wirksamen Ressourcenabgaben bis hin zu Lenkungsabgaben auf Produkte, zu denen es längst bessere, abfallfreie Alternativen auf dem Markt gibt. Das Zusammenspiel dieser unterschiedlichen ökonomischen Ansätze ist die Voraussetzung dafür, dass Vorgaben zur Abfallvermeidung und zum Recycling überhaupt wirksam greifen können.