Mit Plan keinen Plan
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Höher, schneller, weiter – und schnurstracks gegen die Wand. Bei Großprojekten geht es zu oft nur ums Anstoßen und Wünschen. Fertig werden? Pah.

Wer sich die Probleme dieser Tage anschaut, muss erkennen: Pläne sind oftmals das Papier nicht wert, auf dem sie stehen. Ob bei regionalen Großprojekten, der Lissabon-Strategie oder dem Netzausbau, gilt regelmäßig: Groß planen, um groß zu scheitern. Eine Antwort darauf kann nur sein, dass in Zukunft wieder klare Meilensteine den Größenwahn ersetzen. Walter Ulbricht war nicht nur überzeugter Sozialist, sondern offensichtlich auch ziemlich sicher, dass an ihm ein großer Dichter verloren gegangen ist. Anders kann man sich kaum erklären, dass er seine "Liebe zu Plänen aller Art in folgender Form dokumentierte":http://www.17juni53.de/audio/5302_2.mp3 bq. Wenn ich durch die Straßen gehe / Und etwas Neues, Schönes sehe / Weis' ich stolz darauf / Das hat mein Freund getan! / Mein Freund, der Plan! Was mit dem Land geschah, das Ulbricht mit seinen „Freunden“ beglückte, ist hinreichend bekannt. Man stellt sich nur die Frage: Warum scheint man an manchen Stellen daraus nichts gelernt zu haben? Je größer ein Plan ist, desto sicherer scheitert er. Das lässt sich an der Elbphilharmonie in Hamburg beobachten, die nach Plan einmal 77 Millionen Euro kosten und 2010 eröffnet werden sollte. Nun wird es … na ja, man weiß es ja eigentlich noch gar nicht. Und die Kosten liegen wohl eher in der Nähe des Zehnfachen des ursprünglichen Preises als in der Nähe des Doppelten. Die Planungspannen rund um den Flughafen Berlin-Brandenburg oder Stuttgart 21 würden an dieser Stelle die Kolumne sprengen. Und auch große Ideen wie die Lissabon-Strategie der Europäischen Union oder die Energiewende der Bundesregierung litten nie an einem Mangel an Vision oder Pathos, sondern daran, dass man sich vor lauter Großplanerei nicht allzu viele Gedanken darüber machte, wie denn der Plan am Ende Realität werden sollte.