Null Toleranz für Schläger
Innere Sicherheit wird das Wahlkampfthema in Berlin. Die Hauptstädter wollen sich die Freude an ihrer Stadt nicht von gewaltbereiten Schlägern in Angst verwandeln lassen. Eine Null-Toleranz-Politik muss her, so eine, die schon in New York erfolgreich war. Sie muss Vorbild werden für alle Städte in Deutschland.

Jetzt rufen sie wieder nach härterer Gangart. Bis der Vorfall in Vergessenheit gerät. Passieren wird nichts. Bis zum nächsten Gewaltexzess. Dann geht es wieder von vorne los. In Berlin besteht die Chance, dass in den vor uns liegenden Monaten Veränderungen angebahnt werden, denn: in der Hauptstadt wird gewählt. Und innere Sicherheit war schon vorher ein Thema. Durch den Überfall zweier Jugendlicher auf einen Mann im Bahnhof Friedrichstraße am Osterwochenende sind Jugendgewalt und die Sicherheit des öffentlichen Raumes wieder ganz nach oben auf die Agenda gerückt. Gleich vorweg ein Absatz zur Empörung des Boulevards, der Richter hätte den tretenden Torben P. gleich einknasten, in Untersuchungshaft stecken müssen: In diesem Land entscheidet darüber nicht die politische Opportunität, sondern ein Richter. Er ist frei von den Säuen, die die Politik oder die öffentliche Empörung gerade durchs Dorf treiben. Wenn der schreihalsende Mob das Sagen hätte, würde jeder Vergewaltiger (oder der, von dem behauptet wird, er sei ein Vergewaltiger) am nächsten Baum aufgeknüpft. Bei der Taktung, die die Politik – siehe Atompolitik und Energiewende – mittlerweile hat, können wir froh sein, dass die Rechtsprechung sich ihre eigene Zeitrechnung und Unabhängigkeit bewahrt hat.