Erleben, was verschwindet
Bloß drei Prozent aller Telekom-Kunden seien von der angekündigten Drosselung des Datenvolumens betroffen. Unser Kolumnist glaubt davon kein Wort.

Wie konnten wir Telekom-Vorstandschef René Obermann nur so verkennen. Bei der "Erdrosselung des Netzes":http://www.theeuropean.de/gunnar-sohn/6792-die-drosselpolitik-der-telekom geht es gar nicht um den schnöden Mammon, sondern um den Antrag auf Mitgliedschaft bei den barmherzigen Samaritern. Das machte der liebwerteste Magenta-Gichtling in einem Schreiben an Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler deutlich. Es gehe einzig und allein um eine faire Behandlung der Noch-Kunden des Bonner Konzerns und um preiswerte Angebote: bq. „Deshalb kann es uns mit der für 2016 geplanten Vorgehensweise auch gelingen, für zirka 97 Prozent der Kunden die Preise stabil zu halten. Folglich wären nach heutigem Stand von dieser vorgesehenen Preisänderung nur zirka drei Prozent der Kunden betroffen. Diese drei Prozent nutzen in unserem Netz 10 bis 20 Mal größere Datenmengen als ein durchschnittlicher Kunde, der zirka 15 bis 20 Gigabyte pro Monat verbraucht. Die Alternative wäre eine Preiserhöhung für alle Kunden, die in unseren Augen weder klug noch gerecht wäre.“ So also sieht die pharisäerhafte Linie der Telekom aus, um die breite Masse von den sogenannten Vielnutzern abzugrenzen und für die Suche nach schnellem Umsatzwachstum auch noch das Argument der Gerechtigkeit in Anspruch zu nehmen – wo es schlichtweg um Shareholder-Value-Interessen geht.