Das offene Wort als Markenzeichen
Die ersten 100 Tage im Amt sind vorbei und Joachim Gauck ist genau der Bundespräsident geworden, den man erwarten konnte. Anbiederung bei den Bürgern hat er nicht nötig, gerade das macht ihn so beliebt – und bietet Raum für Überraschungen.

Diese Woche ist Joachim Gauck 100 Tage im Amt. Normalerweise gilt in der Politik: Ab jetzt ist die Schonzeit vorbei, es darf scharf geschossen werden. Diese Regel hat Gauck allerdings selbst außer Kraft gesetzt, indem er in den ersten Monaten seiner Amtszeit nicht etwa leise zurückhaltend aufgetreten ist, sondern von Anfang an bereit war, klare Positionen zu zeigen und dem einen oder anderen auf die Füße zu treten. Dass die meisten Kommentare dieser Tage trotzdem positiv ausfallen, hat damit zu tun, dass die meisten Hauptstadtjournalisten das durchaus als wohltuend empfinden. Aber wie steht es eigentlich mit denen, die nicht ganz unbeteiligt daran waren, dass im zweiten Anlauf kaum ein Weg mehr an Gauck vorbeiging? Wie stehen also die Bürger zu Gauck?