Lacht doch mal
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Seit der Sommerpause steht endgültig fest: Fünf Polit-Talks in der ARD sind zu viele. Die Ressourcen der Öffentlich-Rechtlichen könnten sinnvoller verwendet werden – beispielsweise für Humor.

Im vergangenen Herbst startete die ARD eine Talk-Offensive, wie sie im deutschen Fernsehen noch nicht zu sehen war. Als der frisch eingekaufte Star-Moderator Günther Jauch im September erstmals zum politischen Plaudern ins Schöneberger Gasometer stieg, gab es eine Reihe von Sendeplatz-Rochaden, und der unerschrockene Zuschauer konnte fortan nicht weniger als fünf politische Talk-Agoren im „Ersten“ aufsuchen. War das eine mutige Offensive hin zu verstärkter Bürgerbeteiligung, hin zur Politisierung des Programms, ja einer öffentlich-rechtlichen Debattenkultur im besten demokratischen Sinn? Nein. Ein dreiviertel Jahr später ist die Bilanz ernüchternd. Es scheint, als hätten eher die geringen Produktionskosten der Formate als der politische Mehrwert die Programmverantwortlichen zu dieser Offensive motiviert. Die Gesprächsinflation führte faktisch zu einer intensiven Bewirtschaftung halbwegs prominenter und unterhaltsamer Gäste, zu zahlreichen Themenüberschneidungen und zu dem Eindruck, die „Saure-Gurken-Zeit“ avanciere immer öfter zum Dauerzustand. Schwache Quoten und verbreitete Langeweile sind die Folge. Die immergleichen Verlautbarer mit ihren immergleichen Phrasen beherrschen das Geschehen, und allenfalls mutige Bürger in der Rolle von „Betroffenen“ oder thematisch unbeleckte Schauspielprominenz sorgen manchmal mit unkonventionellen Redebeiträgen für kurze Unterbrechungen des einschläfernden medialen Dauerrauschens.