Neu-Metall
Rainer Dulger folgt auf Martin Kannegiesser als neuer Gesamtmetallpräsident. Auf den Neuen wartet ein Mammut-Projekt, bei dem er an alte Erfolge anknüpfen muss.

Seine Fußstapfen sind riesig. Zwölf Jahre lang präsidierte der in Posen geborene Mittelständler Martin Kannegiesser Deutschlands bedeutendsten Arbeitgeberverband „Gesamtmetall“. Mit 70 Jahren übergibt der Unternehmer, dessen Firma mit der Herstellung von Aggregaten für moderne Großwäschereien zum Weltmarktführer im Bereich der industriellen Wäschereitechnik aufstieg, die Leitung des für die exportabhängige Volkswirtschaft am High-Tech-Standort Deutschland entscheidenden Verbandes nun in jüngere Hände. Kannegiesser trug entscheidend mit dazu bei, den jahrzehntelangen tief greifenden Klassenkampf mit den deutschen Gewerkschaften, allen voran mit der größten Einzelgewerkschaft der Welt, der IG Metall, zu entschärfen. Die noch in den 60er- und 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts sich als marxistische Vorkämpferin fühlende Gewerkschaft, die ein der sozialen Marktwirtschaft konträr gegenüberstehendes sozialistisches Wirtschaftssystem propagierte und den von ihr empfundenen Grundwiderspruch zwischen Kapital und Arbeit durch eine umfassende Vergesellschaftung des Kapitals überwinden wollte, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einer staatstragenden Ordnungsmacht entwickelt. Dies ist auch auf die beharrliche Dialogbereitschaft Kannegiessers bei gleichzeitiger Prinzipientreue zurückzuführen.