Gar nicht frank und frei
Das „Handelsblatt“ macht Hofberichterstattung für Frank Schäfflers neues Buch und verirrt sich dabei in den Untiefen von Amazon. Protokoll eines Scheiterns.

Beim Handelsblatt Online schreibt man offensichtlich sehr gerne über den FDP-Eurorebellen Frank Schäffler. Auch weil ich mit dessen Positionen so gar nichts anfangen kann, lese ich in der Regel, was er so in den Sozialen Netzwerken postet. Und vor zwei Tagen war das ein "Artikel auf Handelsblatt Online()":http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/frank-schaeffler-fdp-politiker-stuermt-wirtschafts-charts-bei-amazon-seite-all/10637760-all.html mit folgender flotter Überschrift: „FDP-Politiker stürmt mit Anti-Euro-Buch Amazon-Charts“. Nun weiß ich, dass Schäfflers Buch dieser Tage erscheinen soll, viel mehr interessierte mich aber, an was die Redaktion des Handelsblattes diese Aussage zwei Wochen vor der Veröffentlichung festmachen wollte. Ein Blick in den Text brachte Klarheit – und das erste Gelächter: bq. „Insgesamt – Stand 1. September 14 Uhr – wurden demnach 10.200 Exemplare im Kindle-Shop bezahlt.“ Das wäre tatsächlich ein massiver Charterfolg, aber die verlinkte Seite zeigte, dass es sich nicht etwa um die Zahl der verkauften Bücher handelte (die gibt Amazon nämlich gar nicht an), sondern um den Verkaufsrang. Und als Autor mehrerer Bücher weiß ich eines sicher: Plätze rund um die 10000 stehen in der Regel nicht einmal für eine zweistellige Zahl verkaufter Bücher in letzter Zeit. Fehler passieren, also wies ich den Redakteur Dietmar Neuerer über Twitter auf seinen hin. Und erntete eine "arrogant-patzige Reaktion":https://twitter.com/dneuerer/status/506461308095840257:
@Christophgiesa @f_schaeffler Ich empfehle, nicht nur zu lesen, sondern auch zu verstehen.
— Dietmar Neuerer (@dneuerer) September 1, 2014