Krisenparadies Dubai
Als auch Dubai von der Kreditkrise getroffen wurde und das superreiche Emirat plötzlich klamm war, sahen bereits viele westliche Kommentatoren einen Riesen wanken. Doch dieser schüttelte sich nur kurz und wächst jetzt weiter. Symbolisch wurde dafür am 4. Januar in Dubai mit dem Burj-Khalifa-Turm das höchste Gebäude der Welt eingeweiht.

Der 4. Januar 2010 ist für Dubai ein besonderer Tag. Denn dann soll, nach mehrfachen Verschiebungen, endlich der 824 Meter hohe Wohn- und Büroturm Burj Dubai eingeweiht werden. Dann schmückt sich das Scheichtum mit dem höchsten Gebäude der Welt. Fast vergessen scheint der Schock, den Dubai der Finanzwelt noch vor wenigen Monaten bereitete. Damals erklärte das verschuldete Staatsunternehmen Dubai World, Schulden in Höhe von 59 Milliarden Dollar vorläufig nicht zurückzahlen zu können. Dubai World ist nicht irgendein Unternehmen in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Es steht hinter ehrgeizigen Immobiliengroßprojekten wie den künstlichen Inselgruppen vor der Küste. Und übrigens auch hinter dem Burj Dubai. Scheich Mohammed bin Raschid al-Maktum, Herrscher von Dubai, will mit dem Turmbau wieder für gute Stimmung sorgen. Sogar der Bau an den künstlichen Inseln wird weitergehen. Der Dubai-Schock ist überwunden. Denn das, was Insider der Region bereits auf dem Höhepunkt der Krise, als schon das Stichwort "Lehman Brothers am Golf" fiel, wussten, ist eingetreten: Das Emirat Abu Dhabi lässt seinen Nachbarn Dubai nicht im Stich. Die Finanzspritze von 10 Milliarden US-Dollar kam auch Dubai World direkt zugute. Abu Dhabi kann nicht fallen. Dafür ist der Teilstaat zu ölreich. Die Folge des Dubai-Schocks bedeutet langfristig eher eine weitere Machtverschiebung innerhalb der VAE. Deren Hauptstadt ist nicht das glitzernde Dubai, sondern Abu Dhabi. Und das Staatsoberhaupt ist nicht der schillernde Mohammed bin Raschid al-Maktum, sondern der eher stille Khalifa bin Sajid al-Nahyan, Herrscher von Abu Dhabi.