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> Fehlende Willkommenskultur in Deutschland

Ihr seid Deutschland

Arbeitsmigration ist eine etwas sperrige Bezeichnung für das, was in der Start-up-Industrie schon längst Gang und Gäbe ist. Allerdings: Die Rahmenbedingungen in Deutschland sind nicht die besten – und das meint nicht nur etwa die gesetzlichen Regelungen.

The European

Es mangelt an einer Willkommenskultur. Soviel steht für die OECD fest. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung bemängelt in einer aktuell erschienenen Studie, dass die Deutschen zwar über zu wenige Fachkräfte klagen, gleichzeitig aber nicht nach neuen, jungen Talenten im Ausland suchen. Im Vergleich zu anderen Ländern schneidet Deutschland gar nicht mal so schlecht ab, wenn es um die gesetzlichen Rahmenbedingungen und die Bearbeitungszeit von Anträgen geht. Aber in deutschen Unternehmen sei die Bereitschaft, im Ausland nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu suchen, nicht besonders ausgeprägt. Das Unbehagen, sich im Ausland auf die Suche zu begeben, mag im Mittelstand etwas weiter verbreitet sein als in größeren Unternehmen. Aber die OECD kann zumindest kein großes Gefälle feststellen. Es handelt sich, so die Studie, anscheinend um ein Mentalitätsproblem. So werde in deutschen Unternehmen zum Beispiel erwartet, dass die neuen Mitarbeiter gute deutsche Sprachkenntnisse mitbringen. Im Moment ist der Run im europäischen Ausland auf Deutschkurse groß, er übersteigt sogar das Angebot. Aber wollen wir darauf warten, bis ansonsten fitte Leute ihren B3-Kurs am Goethe-Institut in XY abgeschlossen haben? In der Start-up-Industrie wird in vielen Firmen bereits Englisch gesprochen. Das mag nicht auf jeden Mittelständler im Süden Deutschlands übertragbar sein. Ein Mentalitätswandel beginnt aber an einer Stelle wie dieser: Welche Eingliederungshilfen kann eine Firma in Deutschland, etwa bei Deutschkursen, bieten und in der Zwischenzeit mit der englischen Sprache arbeiten? Fachkräfte gibt es nicht nur in anderen EU-Ländern, sondern auch in so genannten Drittstaaten, die außerhalb der Europäischen Union liegen. Hier sind die Verfahren verschieden lang, je nachdem wie lange die jeweiligen deutschen Botschaften in den einzelnen Ländern arbeiten. Flankiert wird die OECD-Studie von einer Untersuchung des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestags, der zu dem Schluss kommt, im Ausland herrsche der Eindruck vor, dass in Deutschland ausländische Arbeitskräfte nicht besonders willkommen seien. Die subjektiv als lang empfundenen Prozesse mögen zu dieser Wahrnehmung das Ihre beitragen. Spricht man in Berlin mit Start-up-Unternehmern, die viele Fachkräfte aus dem Ausland beschäftigen, wird schnell deutlich, was gemeint ist. Ein Besuch in der Ausländerbehörde ist kein Spaß. Nicht nur fehlen dort die Grünpflanzen, sondern viel mehr – bis hin zu Englischkenntnissen. Eine Willkommenskultur ist eben etwas, was man nicht definieren und was auch nicht in eine amtliche Richtlinie gepresst werden kann. Deutlich wird dies anhand einer anderen Baustelle. Die viel geschmähten Bayern haben beispielsweise schon in den siebziger Jahren angefangen, auf Gemeindeebene repräsentative Moscheebauten zu unterstützen. Es ist das erste Bundesland, in dem es schon lange islamischen Religionsunterricht für türkische Kinder gab, bevor andere Bundesländer sich darüber überhaupt Gedanken gemacht haben. Warum machen die Bayern das? Liegt es daran, dass die Bajuwaren selbst viele Traditionen pflegen und deswegen weniger Angst vor neuen, anderen Traditionen und Gebräuchen haben? Mag sein. Willkommenskultur ist ein vielschichtiger Begriff. Und was dem einen eine Zimmerpflanze im Amt ist, ist dem anderen der Herrgottswinkel in der Küche. Der Süden des Landes liegt da anscheinend weiter vorne. Bei einem "Treffen mit dem Regierenden Bürgermeister in Berlin":http://www.theeuropean.de/alexander-goerlach/12249-wowereit-trifft-start-up-industrie im vergangenen Oktober mit Vertretern der Start-up-Industrie war auch die Rede von mangelnder Willkommenskultur in Berliner Ämtern. Schnell wurde deutlich, dass das herzliche Willkommen – in englischer Sprache – auch etwas mit finanzieller Ausstattung in den Bezirken der Hauptstadt zu tun hat. Es gibt schlicht keine Ressourcen, mit denen Englischkurse für die Beamten bezahlt werden könnten. It's the Willkommenskultur, stupid. Anders lässt es sich nicht erklären warum in Dänemark und Großbritannien bis zu zehnmal mehr Fachkräfte einwandern als nach Deutschland. Die Diskussion, ob Deutschland ein Einwanderungsland sei oder der Slogan „Kinder statt Inder“ hat sich außerhalb der Landesgrenzen rumgesprochen. Scheint es. Was die OECD den Deutschen empfiehlt, muss beklatscht werden: Eine der Maßnahmen ist eine Plattform im Netz, auf der sich Arbeitsinteressierte registrieren und den jeweiligen Stand ihres Antrages abfragen können. Das wäre dann auf Englisch und ohne Zimmerpflanze. Und: Mehr Englischkurse im Ausland empfiehlt die OECD auch. Vielleicht finden sich auch noch ein paar Euro, um den Mitarbeitern der Ausländerbehörden einen Englischkurs angedeihen zu lassen. _Newconomy ist die neue Kolumne der Berliner Start-up-Industrie. Sie beschreibt Szenen auf der Schnittstelle zwischen neuer und klassischer Ökonomie, zwischen Politik und Unternehmertum. Newconomy ist gesponsert durch die Factory, der neue Start-up-Standort in Berlins Mitte "https://www.facebook.com/FactoryBrln":https://www.facebook.com/FactoryBrln "www.factoryberlin.com":http://www.factoryberlin.com twitter: "@factoryberlin":https://twitter.com/factoryberlin._

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