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> Fashion Week in Berlin

Die Woche des schlechten Geschmacks

Die Berliner Modewoche präsentiert die neusten Trends auf dem Silbertablett. Paradiesvögel lässt das kalt – die frönen vielmehr der Selbstinszenierung. Eine Beobachtung.

The European

Zwei Mal im Jahr verwandelt sich die Hauptstadt in die glamouröse Modemetropole, von der jeder spricht. Denkt man. In Wirklichkeit gleicht Berlin zu Zeiten der Fashion Week einem Tempel der Geschmacksverirrungen, die sich besonders in den Outfits der Messe- und Modenschauenbesucher widerspiegeln. „Hauptsache auffallen!“, scheint hier die Devise, und so wird kurzerhand zum frisch blondierten Haar im Garçon-Schnitt der Vintage-Nerz ausgepackt. Grotesk wird es jedoch erst so richtig, wenn auch noch die spitzen Stilettos oder Plateau-Turnschuhe an den Füßen ihren großen Auftritt zelebrieren. Farblich aufeinander abgestimmt gekleidet zu sein, scheint ebenfalls nicht erstrebenswert, vielmehr kombiniert man den gesamten Farbkreis rauf und runter oder wählt zwei Töne, die schlichtweg unmöglich miteinander harmonieren können.

Menschliches Krümelmonster trifft auf seidene Roben
Es muss schreien – nach Augenkrebs. Der gute Stil und der Drang zur Individualität schwinden, dafür kommt ganz viel „Bad Taste-Party-Feeling“ hinzu. Derweil flanieren auf den Laufstegen die oftmals erstaunlich tragbaren Trends der kommenden Saison. Bei einem Blick in die Zuschauerreihen fragt man sich sogleich, wer von den Anwesenden überhaupt diese Kreationen anziehen möchte. Schlichtweg langweilig erscheint eine seidene Robe doch gar neben dem Antlitz eines Mannes im Blaumann. Oder war es doch das Krümelmonster? Eine Zeitschrift schickt sogar ein Testimonial mit Katzenkopf ins Rennen, das in der ersten Reihe den Hintermännern die Sicht versperrt und Promis, die sich unbedingt im Blitzlichtgewitter sonnen möchten, die Show stiehlt.
Die Schickeria des Schrecks
Eigentlich, so scheint es, sind die großen Kreationen vollkommen überflüssig, schließlich geschieht die richtige Show vor den Fashion Shows. Blogger posieren in jahrelang einstudierter Manier vor anderen Bloggern und diese schreiben, man glaubt es kaum, mehr über die Outfits der Konkurrenz als über das Gesehene auf den Modemessen und Laufstegen. Stellen Sie doch beim nächsten Mal einfach ein großes Zelt in die Mitte Berlins und locken Sie ein paar Fotografen hierher. Die Schickeria des Schrecks wird sich auch so einfinden, ohne dass der Nachwuchs oder große Namen ihre Kreationen zur Schau stellen.
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