Leben ohne Wert
Bei einem Fahrradunfall bricht sich unser Chefredakteur beide Ellenbogen. Er wird jetzt von der Caritas gepflegt. Gedanken eines Invaliden auf Zeit.

Es ist noch einmal gut gegangen. Das war nicht abzusehen, als ich zu meinem fünf Meter weiten Flug anheben sollte, die Brille von der Nase hüpfend, die Arme nach vorne. _Survival of the fittest?_ Ohne diese richtige Vorkehrung wäre ich mit dem Kopf zuerst aufgekommen. Wie viel wert ist ein behindertes Menschenleben? Vom Hals abwärts gelähmt. Wie weiterleben mit einem entstellten Gesicht? Die Lebensplanung durchkreuzt in einem kurzen Augenblick, in dem die Sattelverschraubung ohne Vorankündigung bricht, das Gleichgewicht und die Kontrolle verloren gehen. Der Aufprall ist hart, die Arme federn die Wucht ab. Eine Ewigkeit scheint zu vergehen, dann setzt der Kopf mit der linken Wange zuerst auf. Im richtigen Moment das Haupt gedreht. Weich kommt sie auf dem Asphalt auf, nur eine leichte Schramme. Die wichtigste Gewissheit: Dem Kopf ist nichts passiert.