Mit zweierlei Maß
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Aufklärung, soziale Marktwirtschaft: Die Europäer sind mit Recht stolz auf ihre geistigen und gesellschaftlichen Errungenschaften. Jetzt müssten sie nurmehr den Weg in die europapolitische Realität finden.

Die Gemüter sind erhitzt. Es geht um nichts weniger als unser Wasser. Seit Wochen wird in Europa eine Richtlinie der Europäischen Union diskutiert, die die Privatisierung der Wasserversorgung von Kommunen und Städten regeln soll. Die Richtlinie wurde vom Binnenmarkt-Kommissar Michel Barbier vorangetrieben und passierte bereits den zuständigen Ausschuss im Europäischen Parlament. Die Fürsprecher werden nicht müde, zu betonen, dass die Regelung lediglich die Prozesse vereinheitlichen und vereinfachen soll. Keine Kommune wäre damit zur Privatisierung der Wasserversorgung gezwungen. Genau das jedoch befürchten die Gegner. Diese Richtlinie, so ihr Argument, sei nur der Vorbote einer neuen Privatisierungswelle, die über den gesamten Kontinent schwappen wird.