Lasst uns das Plastikzeitalter beenden!
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Die EU-Kommission regt an, Plastikgeschirr und ähnliche Kunststoffprodukte zu verbieten. Und das ist auch gut so. Doch manche glauben, die Welt gehe unter.

Ein wesentliches Element der deutschen Leitkultur sei in Gefahr ausgelöscht zu werden: das Fleischgaren am Heiligen Grill. So jedenfalls sahen es Schwarzmaler, als die Europäische Union jetzt für ein Verbot von Plastikgeschirr warb. Ja, das Ende aller Volksfeste sei nahe, hieß es empört in SocialMedia. Denn heutzutage wolle niemand mehr freiwillig Keramikteller nebst Stahlbesteck abwaschen oder Spülmaschinen sortieren... Ein Szenario, das mit der Wahrheit nichts zu tun hat. Denn der Handel bietet längst nachhaltige Einwegalternativen an. Staat Messer aus Plastik, mit denen sich Grillfleisch sowie eher mühselig schneiden lässt, kann man Messer aus Holz haben. In Onlineangeboten finden sich des Weiteren der gute alte Pappbecher, schicke Partyteller aus kompostierbaren Palmblättern und Suppenschüsseln made aus Bambus. Die Party gelingt auch mit kompostierbaren Trinkhalmen aus dem Biokunststoff Mater-Bi (Basis: Maisstärke) oder mit retromäßigen Stroh-Halmen "wie früher", gewonnen aus deutschem Bio-Roggen. Mit ihrer Verbotsidee, die vor der Umsetzung von den EU-Regierungen und vom Europäischen Parlament gebilligt werden müsste, zieht die Kommission eine Reißleine in einem Teilbereich der schlimmsten Umweltgeißel. Das jahrhundertelang nicht abbaubare Plastik ist weltweit eine bedrohliche Realität nicht nur an Land geworden, sondern vor allem in Meeren und Ozeanen. Auch wenn es in anderen Weltregionen viel, viel schlimmer ist - selbst in der EU werden nach Kommissionsangaben jährlich bis zu 500.000 Tonnen Kunststoffe in Gewässer eingetragen. Das entspricht der 25fachen Menge einer guten Saisonernte Brandenburger Spargelbauern. "Plastikmüll ist unbestreitbar ein riesiges Problem," sagt der EU-Zuständige für nachhaltige Entwicklung und Vizepräsident Frans Timmermans (Niederlande): "Deshalb wollen wir Kunststoff durch sauberere Alternativen ersetzen." Und der EU-Investitionskommissar Jyrki Katainen (Finnland) fügt hinzu: "Einwegplastik ist weder unter ökonomischen noch unter ökologischen Gesichtspunkten eine schlaue Idee."