Augen zu und durch
Vor der politischen Situation in Aserbaidschan verschließen ESC-Organisatoren lieber die Augen. Dabei werden in Baku massiv Häuser zerstört und Anwohner vertrieben – damit für das Event des Jahres alles schön aussieht.

Der große norwegische Komponist Edvard Hagerup Grieg (1843-1907) weigerte sich, Konzerte in Frankreich zu geben, bis die Anklage gegen Hauptmann Dreyfus zurückgezogen wurde. Ich habe dieses Beispiel in einem Brief zitiert, adressiert an den norwegischen ESC-Produzenten Jon Ola Sand. Im August 2011 begannen aserbaidschanische Behörden mit der Massenzerstörung von Häusern in Baku, um dort den ESC abhalten zu können. Ich forderte dazu auf, Protestbriefe an die Behörden zu schicken und zu verlangen, dass kein Gesangswettbewerb auf Häuserruinen stattfindet, wo Blut vergossen wurde, begleitet von den Tränen vieler Frauen und Kinder, die von der Polizei zusammengeschlagen und mit Gewalt aus ihren Wohnungen vertrieben wurden. Herr Sand antwortete: „Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um darauf hinzuweisen, dass die EBU (European Broadcasting Union, dt. Europäische Rundfunk Union) nichts mit Baumaßnahmen in Baku zu tun hat, die dort im Zusammenhang mit dem ESC stattfinden, noch diese gefordert oder in Auftrag gegeben hat […] Die EBU glaubt fest daran, dass der ESC frei von politischen Botschaften oder Einflüssen bleiben sollte und wir schützen die Veranstaltung nachhaltig davor, als politische Plattform benutzt zu werden […].“