Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Politik > Es entsteht der Eindruck, dass Gaza ein neuer Stadtteil in Berlin geworden ist

Es entsteht der Eindruck, dass Gaza ein neuer Stadtteil in Berlin geworden ist

Artikel vom

Die Synagoge der Kahal Adass Jisroel Gemeinde in Berlin Mitte ist mit zwei Brandsätzen angegriffen worden - eine weitere Attacke auf jüdisches Leben in Deutschland. Unser Autor ist Chef der Europäischen Rabbinerkonferenz und beklagt eine Welle antisemitischer Gewalt in Europa. Er sagt: Die Unterstützung der Hamas ist keine Meinungsäußerung, sondern ein Verbrechen.Von Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt

Es ist erschreckend, wie sehr nicht nur unter Muslimen in Deutschland und Europa, sondern auch in linken, rechten und gar intellektuellen Kreisen sich ein falsches Nahostnarrativ verfangen hat, schreibt der Chef der Europäischen Rabbinerkonferenz.
Es ist erschreckend, wie sehr nicht nur unter Muslimen in Deutschland und Europa, sondern auch in linken, rechten und gar intellektuellen Kreisen sich ein falsches Nahostnarrativ verfangen hat, schreibt der Chef der Europäischen Rabbinerkonferenz.

Der Angriff auf die Synagoge der Kahal Adass Jisroel Gemeinde in Berlin Mitte ist ein neuer trauriger Höhepunkt dessen, was der jüdischen Gemeinde in Deutschland derzeit widerfährt. Seit dem barbarischen Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hat Europa eine Welle antisemitischer Angriffe und weltweit eine Zunahme hasserfüllter Äußerungen erlebt.

Wieder einmal werden Juden in Europa angegriffen. Dieser jüngste Angriff, bei dem Gott sei Dank, niemand zu Schaden gekommen ist, hat sich nur wenige Tage nach der Ermordung von 1400 sowie der Geiselnahme von 200 israelischen Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern durch die Hamas ereignet, darunter auch deutsche, amerikanische und europäische Staatsangehörige, viele von ihnen noch Kinder und Jugendliche sowie Gebrechliche und alte Menschen. Der 7. Oktober wird als der wahrscheinlich dunkelste Tag seit dem Holocaust in die Geschichte des jüdischen Volkes eingehen. Egal wie und wo sich der Hass auf Jüdinnen und Juden und den Staat Israel entlädt – es kann nicht mehr so weiter gehen. 

Mit großem Entsetzen müssen wir uns seit Tagen anschauen, wie sich der Nahostkonflikt inzwischen auch auf den Straßen in Deutschland entlädt. Bei manchen Bildern aus Berlin entsteht fast der Eindruck, dass Gaza ein neuer Stadtteil in der Bundeshauptstadt geworden ist. 

Doch eines sollte klar sein: Wer jetzt jüdische Einrichtungen wie jüngst in Berlin und die hier lebenden jüdische Gemeinde aus einem falschem Solidaritätsverständnis für die alles andere als friedliche palästinensische Sache angreift, hat nichts verstanden und macht sich zum nützlichen Idioten der Terrororganisation Hamas. Die Hamas, die rücksichtslos die eigene Zivilbevölkerung für ihre Terrorzwecke opfert und seine im Hintergrund befindliche Stellvertretermacht Iran sind eine Bedrohung des Weltfriedens und bedrohen auch die innere Sicherheit Deutschlands.

Es ist erschreckend, wie sehr nicht nur unter Muslimen in Deutschland und Europa, sondern auch in linken, rechten und gar intellektuellen Kreisen sich ein falsches Nahostnarrativ verfangen hat, das hierzulande Antisemitismus und Israelhass befeuert und so jüdisches Leben versucht zu kompromittieren und zu bedrohen.

Umso wünschenswerter wäre es, wenn man sich hierzulande genauso differenziert mit Palästina und Gaza, der dortigen Politik und den Drahtziehern in Teheran auseinandersetzen würde – und wie die Hamas, die dort lebende Bevölkerung als Geiseln für ihre Zwecke hält und missbraucht, statt sich zu Fürsprechern von Spaltung, Hass und Terror instrumentalisieren zu lassen. 

Offensichtlich ist, dass sich in Deutschland ein Parallelsystem an Unterstützern und Mitläufern des islamistischen Terrors, ob nun Hamas, Hisbollah oder Daesh (IS) gebildet hat. Es sind Personen, die die Gastfreundschaft Deutschlands inzwischen so schamlos missbrauchen, dass sie nicht nur die nationale Sicherheit und das Leben der hier lebenden Jüdinnen und Juden gefährden, sondern damit auch ihr Recht auf einen weiteren Aufenthalt hierzulande verwirkt haben. 

Wir erwarteten, dass der deutsche Staat und auch die Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten einem solchen Treiben auf unseren Straßen mit Null-Toleranz begegnen, angesichts der Situation Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen für jüdische Einrichtungen erhöhen und die richtigen Konsequenzen daraus ziehen. Das schließt mit ein, alle staatlichen Möglichkeiten der Strafverfolgung zu nutzen und auch zu prüfen, ob Hamas-Unterstützer und Mitläufer, die oftmals nur einen Aufenthaltsstatus haben, unverzüglich aus Deutschland verwiesen werden können. 

Wenn auf solche offenen Anfeindungen und Angriffe nicht mit absoluter Härte reagiert wird, müssen wir damit rechnen, dass sich diese Angriffe gegen die allgemeine Bevölkerung in Deutschland fortsetzen werden, so wie sich die Angriffe des Islamischen Staates (ISIS) in Frankreich zunächst gegen Juden, dann aber auch gegen die allgemeine Bevölkerung richteten.

Deswegen ist die Botschaft ganz klar: Antisemitismus und die Unterstützung der Hamas, einer ebenso bösen Terrororganisation wie ISIS, sind keine Meinungen, sondern Verbrechen. 

Kommentare (0)
Keine Kommentare gefunden!
Neuen Kommentar schreiben