Kundendienst als Foltermethode
Nein, hier werden Sie nicht geholfen. Willkommen in der Folterkammer namens deutscher Kundendienst. Schaltet die Hotline doch lieber gleich ab!

Jeden Tag vollbringen Service-Unternehmen eine gute Tat. Es sind die Helden unseres Alltagslebens: Champions, Dienstleistungsakrobaten, weltweit führende Glücksbringer und Kundenversteher. Abgesichert und bewiesen durch Umfragen, Ranglisten, Awards, Studien und sonstige Selbstbeweihräucherungen. Je länger man an diese selbstreferentiellen Jubelarien glaubt, desto mehr hält man diese Zahlenspiele, Powerpoint-Floskeln auf Fachkonferenzen und Werbesprüchlein für die Realität: „Bei uns steht der Kunde im Mittelpunkt, er ist der König, der Umworbene, der wahre Boss und wir sind seine Untertanen.“ Klar. Solche Kalenderweisheiten passen in jedes Unternehmensleitbild. Es wäre ja auch eine gewaltige Überraschung, wenn Firmen das Gegenteil anstreben würden. Dumm nur, dass es der Verbraucher manchmal gar nicht merkt, welche Exzellenz sich in der deutschen Wirtschaft tummelt. Zwar sind wir rein statistisch gesehen schon lange eine Dienstleistungsnation. Das wahre Kundenleben spricht eine andere Sprache. So komme ich von einer Abfalltagung nach Hause und rege mich im Gespräch mit meiner Frau darüber auf, wie idiotisch und dilettantisch der Gesetzgeber das Verpackungsrecycling organisiert und selbst nach fünf Verordnungsnovellen noch immer nicht in der Lage ist, die Schwarzfahrer bei der Anrechnung der Recyclingkosten in den Griff zu bekommen. Schon greift die Politik zum nächsten Spielzeug namens Wertstoffgesetz, zündet Wunderkerzen an und verspricht, nun alles besser zu machen. Leider hat man im Bundesumweltministerium in der vergangenen Woche mit den betroffenen Verbänden keinen Konsens erzielt und muss sich wohl mit der bestehenden Verpackungsverordnung in den nächsten drei bis vier Jahren über Wasser halten. "Eine Prognose, die ich bereits im Frühjahr getroffen habe":http://theeuropean.de/gunnar-sohn/11447-leerstellen-in-der-deutschen-umweltpolitik. Verbraucherfreundlich ist die Abfallpolitik schon lange nicht mehr.