Alter Wein in neuen Schläuchen
Die Union für das Mittelmeer soll da anknüpfen, wo die europäische Mittelmeerpolitik nicht weiter kam, doch der Nahostkonflikt blockiert ihre Arbeit. Eine Entpolitisierung der euro-mediterranen Zusammenarbeit könnte die arabischen Staaten zur Partizipation bewegen und ließe die Union für das Mittelmeer ihre Arbeit vorübergehend aufnehmen, doch langfristig kommt sie nicht an einer Lösung des Nahostkonflikts vorbei.

Aufgrund der geringen Erfolge der europäischen Mittelmeerpolitik (EMP) ist es notwendig, dass die euro-mediterrane Zusammenarbeit schnelle, sichtbare und spürbare Erfolge zeitigt. In diesem Sinne weisen die beschlossenen Projekte der Union für das Mittelmeer (UfM) in die richtige Richtung. Dennoch kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es sich zum Teil um alten Wein in neuen Schläuchen handelt. Inhaltlich knüpfen die Vorhaben nämlich fast alle an Initiativen an, die es bereits vorher im institutionellen Rahmen der Euro-Mediterranen Partnerschaft (EMP) oder anderen interregionalen Foren gab. Hinzu kommt, dass die Finanzierung der Projekte völlig unklar ist. Angesichts der akuten Wirtschafts- und Finanzkrise ist mit Privatinvestoren derzeit kaum zu rechnen. Einer Aufstockung der EU-Mittel wurde auf dem Gipfeltreffen vom Juli 2008 ebenfalls eine Absage erteilt. Wichtiger erscheint deshalb der Ansatz der variablen Geometrie, der im Rahmen der UfM zum wesentlichen Strukturelement der Zusammenarbeit werden soll. Die Idee, die funktionalen Projekte nicht notwendigerweise mit allen UfM-Mitgliedern, sondern je nach Interesse mit variierenden Staatengruppen umzusetzen, weist einen konstruktiven Weg aus der Blockade durch den Nahostkonflikt, der die Zusammenarbeit im Rahmen der EMP weitgehend zum Erliegen gebracht hat. Dies könnte es arabischen Staaten erleichtern, ungeachtet der ungelösten Probleme in Palästina zumindest in begrenzten und politisch weniger relevanten Feldern zu kooperieren.