Jung und naiv
Statt auf die lautstarke Netzgemeinde sollten sich die Medien wieder auf ihr Kernpublikum konzentrieren: nämlich die, die bereit sind, noch zu zahlen. Nur so kann Qualität auf Dauer gewährleistet werden. Eine Abrechnung.

Wer am lautesten schreit, hat recht. Diesen Eindruck kann man angesichts der Untergangsprognosen gewinnen, die denen gelten, welche nicht schnell genug dem sogenannten digitalen Wandel hinterherlaufen. Auf Tagungen, Konferenzen und Informationsveranstaltungen zum „Digital Shift“, zum digitalen Wandel und zur Internet-Revolution, werden auf bunten Powerpoint-Folien immer wieder alle Gespenster versammelt, vor denen die alten und konservativen Unternehmen sich zu fürchten haben: Die Kunden, so konnte man wieder hören, kaufen nur noch im Internet ein, und wer da die Community nicht richtig managed, wer nicht klug auf die Shitstorms auf Twitter und Facebook reagiert, wer nicht auf die absolute Transparenz und den allwissenden, durch soziale Medien brillant informierten „User“ eingestellt ist, der hat verloren. Und am schlimmsten wird es natürlich die Medien treffen, die ihre Informationen nicht immer schneller, in immer kleineren Häppchen und immer multimedialer aufbereiten möchten, die nicht alle Kanäle, neben der eigenen Webseite natürlich wieder Twitter und Facebook, dazu die verschiedenen Videokanäle, gleichzeitig und angemessen beliefern können oder wollen. Die „Digital Natives“, die schnellen, mobilen Unter-Dreißig-Jährigen mit ihren Smartphones, werden diesen alten Tankern den Garaus machen, wenn die sich nicht schleunigst zu Schlauchbooten mit Rennmotor umrüsten.