Özils Charme
Die bunte Truppe von Jogi Löw hat nicht nur bezaubernden Fußball gespielt, sie ist auch zum Integrationspunkt geworden. Özil, Podolski, Khedira – die Namen stehen nicht für Zwangsheirat und Bildungsferne, sondern für einen geglückten Einstieg in die deutsche Gesellschaft.

Wie schade, dass die deutsche Mannschaft das Finale nicht erreicht hat! Als Franzose konnte man nur mitfiebern und eine gewisse Bewunderung entwickeln. Denn die Bleus hatten sich schon in der Vorrunde so peinlich verabschiedet, dass man am liebsten vergessen wollte, dass es eine französische Mannschaft überhaupt gab. Ich musste mir eine Ersatzmannschaft suchen und wurde nicht enttäuscht. Im Gegenteil: Auch meine französischen Kollegen in der Heimat schienen dem deutschen Charme nicht widerstehen zu können. Die letzen Tage haben die französischen Zeitungen mit Kommentaren wie “Warum die Deutschen verführen” oder “Deutschland beeindruckt” die Leistung der Mannschaft gewürdigt. Die WM 2010 in Südafrika erinnerte mich unweigerlich an die WM 1998 in Frankreich. Unsere damalige Mannschaft genannt “Black, blanc, beur” in Anlehnung an das “Bleu, blanc, rouge” der Tricolore, weil sie aus vielen Spieler mit Migrationshintergrund bestand, versetzte wochenlang das ganze Land in einen Rausch bis zum Höhepunkt im Finale, in dem sie Weltmeister wurde. Für einen Sommer vergaß Frankreich seine Integrationsprobleme und verkommenen Vororte und konnte den Eindruck einer offenen und toleranten Gesellschaft vermitteln.